Dro­gen­kri­mi­na­li­tät auf höchs­tem Stand

DÜS­SEL­DORF | (dpa)
Die Rausch­gift­kri­mi­na­li­tät in NRW hat 2019 mit fast 70.000
er­fass­ten De­lik­ten den höchs­ten Stand seit 20 Jah­ren er­reicht.
Das geht aus ei­nem jetzt ver­öf­fent­lich­ten La­ge­bild des
Lan­des­kri­mi­nal­amts her­vor. Dem­nach gab es ei­nen deut­li­chen
An­stieg bei den Dro­gen­to­ten, aber we­ni­ger
Be­schaf­fungs­kri­mi­na­li­tät. Gro­ße Be­deu­tung be­kom­me der
On­line­han­del und Post­ver­sand von Be­täu­bungs­mit­teln – mit NRW
als Lo­gis­tik­stand­ort. Die Er­mitt­ler wei­sen zu Be­ginn ih­res rund
20-sei­ti­gen La­ge­bilds selbst dar­auf hin, dass
Dro­gen­kri­mi­na­li­tät prak­tisch nur durch Kon­trol­len auf­fliegt.

rp 1.10.2020

 

Drogen in NRW: Jüngster Verdächtiger war keine sechs Jahr
Das LKA veröffentlicht ein neues
Lagebild zur Rauschgiftkriminalität. 2019 wurden in NRW so viele Delikte
gezählt wie seit 20 Jahren nicht.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2019 zahlreiche Kinder und
Jugendliche mit illegalen Drogen erwischt. Das geht aus dem neuen
Lagebild "Rauschgiftkriminalität" hervor, welches das Landeskriminalamt
(LKA) jetzt veröffentlicht hat. Die jüngsten Tatverdächtigen mit Ecstasy
oder Kokain waren keine 14, mit Cannabis sogar keine sechs Jahre alt.

Ein LKA-Sprecher präzisierte die Zahlen an diesem Mittwoch (30. September
2020) auf Nachfrage der Redaktion. 245 erfasste Tatverdächtige im
Zusammenhang mit Cannabis waren im Jahr 2019 aus Polizeisicht Kinder,
also keine 14 Jahre alt. Im Jahr zuvor waren es 211 gewesen. Im
Zusammenhang mit Amphetamin 29, mit Ecstasy 18 und mit Kokain einer.

1,6% mehr Drogendelikte in NRW als 2018

Ein Tatverdächtiger unter 16 Jahren wurde mit Heroin erwischt. "Die Frage,
ob die Täter immer jünger werden, kann pauschal nicht beantwortet
werden", erklärte der LKA-Sprecher. Gerade im unteren Altersbereich
seien die Fallzahlen zu niedrig, um aussagekräftige Angaben darüber
tätigen zu können.

 

Das Lagebild warnt insgesamt vor einem gefährlichen Konsumverhalten und einem

wachsenden Betäubungsmittelmarkt. Im Jahr 2019 registrierte die Polizei
in NRW insgesamt 68.872 Rauschgiftdelikte -1,6% mehr als im Vorjahr und
so viele wie seit 20 Jahren nicht. Rauschgiftkriminalität gilt
allerdings als klassische "Kontrollkriminalität". Je mehr Beamte
ermitteln, je mehr Razzien es gibt - desto höher sind die erfassten
Fallzahlen.

Crystal hat keine besondere Marktrelevanz

Kokain (10,6% mehr Fälle),
Amphetamine (Fallzahl fast unverändert, aber sehr hoch) und Cannabis
(2,5% mehr Fälle) dominieren das Bild. Bei Heroin gehen die Deliktzahlen
seit zehn Jahren deutlich zurück, 2019 waren sie gegenüber dem Vorjahr
nahezu unverändert. 292 Menschen verloren infolge von Rauschgift ihr
Leben - 52 mehr als im Vorjahr. Laut Lagebild sind vor allem mehr Langzeitkonsumenten verstorben.

Die Sicherstellungsmengen der einzelnen Drogen bei gingen dem Lagebild
zufolge teilweise deutlich zurück; was aber damit zu tun hat, dass es im
Jahr zuvor einzelne Großfunde gegeben hatte, die die Statistik nach
oben getrieben hatte. Das besonders schnell süchtig machende und damit
besonders tückische Crystal Meth hat nach Einschätzung des
Landeskriminalamtes bislang "in NRW keine besondere Marktrevelanz".

Crystal-Labore in den Niederlanden

Allerdings ist die Sicherstellungsmenge bei Crystal Meth deutlich gestiegen: Die Polizei, insbesondere aber der Zoll konnten in NRW
mindestens 211,3 Kilogramm aufgreifen (2018: 129,1 Kilogramm), wie das
LKA auf Nachfrage der Redaktion mitteilte. Der allergrößte Teil scheint
aber für den Weitertransport bestimmt gewesen zu sein. Der Zoll sieht NRW als Transitland für Crystal Meth, nachdem in den benachbarten Niederlanden offenbar eigens dafür mehrere Drogenlabore entstanden sind.

 

 

 

 

Die Wirkstoffgehalte der einzelnen Drogen sind dem Lagebild zufolge
teilweise noch weiter gestiegen. Bei Haschisch-Sicherstellungen kamen
LKA-Untersuchungen auf einen durchschnittlichen THC-Gehalt von 17,2%
(Vorjahr 16,4). Bei Amphetamin- und Kokainsicherstellungen gab es
leichte Wirkstoff-Rückgänge, aber immer noch sehr hohe Werte.
Ausgerechnet bei Heroin gab es Anstieg von 28,1 auf 31,3%. "der hohe
Wirkstoffgehalt ist hier besonders gefährlich, weil er zu einer
lebensbedrohlichen Überdosierung führen kann", erklärte der
LKA-Sprecher.

LKA sieht hohe Verfügbarkeit von Drogen

Ganz grundsätzlich gilt: "Trotz hoher oder sogar auch steigender
Reinheitsgehalte bleiben die Preise stabil", heißt es beim
Landeskriminalamt. Auch nach Großsicherstellungen lassen sich keine
Preisänderungen feststellen. "Dies deutet auf eine hohe Verfügbarkeit
der Drogen hin", erklärte der LKA-Sprecher.

Dazu passt: Immer öfter nutzen Dealer Online-Versand.
Rauschgift wird in dunklen Kanälen des Internet ("Darknet") bestellt
und auf dem Postweg geliefert. "Der Internet-Handel boomt", heißt es im
Lagebild. Passend zur Zeit gibt es auch neue, teilweise sehr gefährliche
Konsumformen - so werden synthetische Betäubungsmittel zunehmend und
hochwirksam in E-Zigaretten „gedampft“. in einzelnen Fällen hätten
Konsumenten schon nach dem ersten Zug einer notärztlichen Behandlung
bedurft.

https://www.nrz.de/region/niederrhein/drogen-in-nrw-juengster-tatverdaec...