Drogenkriminalität in Deutschland steigt weiter

 

In Deutschland gibt es immer mehr Fälle von Rauschgiftkriminalität.
Besonders viele Delikte verzeichnete das Bundeskriminalamt 2017 im
Zusammenhang mit Cannabis und Kokain. Ein Problem ist der Handel im
Internet.

Die Rauschgiftkriminalität in Deutschland ist das
siebte Jahr in Folge gestiegen. 2017 wurden insgesamt rund 330.580
Drogendelikte registriert, wie die Bundesdrogenbeauftragte Marlene
Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger
Münch, am Mittwoch in Wiesbaden mitteilten.

„Der Zugang zu Drogen ist leicht, und Drogenhandel
ist nach wie vor ein lukratives Geschäft“, sagte Münch. Vor besondere
Herausforderungen stellt die Ermittler der Handel im Internet. Das Netz
ersetzt beim Drogenhandel immer häufiger finstere Ecken, in denen Dealer
herumlungern. Dort sind auch neue künstliche Drogen leicht zu bekommen.
Die meisten Delikte wurden allerdings bei einer altbekannten Droge
gezählt.

Die meisten Straftaten wurden demnach im
Zusammenhang mit Cannabis gemeldet - insgesamt fast 199.000. Das ist ein
Anstieg um 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Stark gestiegen um
rund 18 Prozent ist zudem die Zahl der Kokaindelikte. Die beschlagnahmte
Menge an Kokain vervierfachte sich im vergangenen Jahr.

Die Ermittler konnten einen Rekordwert von mehr
als 8100 Kilogramm sicherstellen. Dazu trugen vor allem drei große Funde
im Hamburger Hafen bei, als Anfang 2017 innerhalb von drei Monaten 3,8
Tonnen Kokain sichergestellt wurden.In einigen gesellschaftlichen
Kreisen sei Drogenkonsum alltäglich, sagte Marlene Mortler und betonte:
„Ich will keine Gesellschaft, in der der Konsum riskanter Drogen zur
Normalität gehört.“

„Wer Drogen kaufen will, muss sich nicht in dunklen Ecken herumdrücken“

Der zunehmende Handel im Internet wie auch die
internationale Verflechtung des Drogenhandels, in den auch die
Organisierte Kriminalität verwickelt sei, stellt die Ermittler vor neue
Herausforderungen. Wer Drogen kaufen will, müsse nicht mehr Dealer in
zwielichtigen Stadtteilen aufsuchen und sich „in dunklen Ecken
herumdrücken“, sagte Münch.

Stattdessen kommen die Drogen aus dem
Online-Handel mit der Post oder dem Kurierdienst. Im Darknet, aber auch
im ganz normalen Bereich des Internets, könnten Käufer fündig werden.
Das BKA setze daher auch auf eigene Cyberspezialisten, die auf der
dunklen Seite des Netzes ermitteln können, sagte Münch.

Wie bedeutsam der „Tatort Internet“ mittlerweile
in der Drogenkriminalität ist, zeigt auch die polizeiliche
Kriminalstatistik. Sie hat im vergangenen Jahr mehr als 2500 Fälle
erfasst - das ist ein Anstieg um etwa 24 Prozent. Zwei der zu diesem
Zeitpunkt größten Darknet-Marktplätze für Drogen wurden Mitte 2017
abgeschaltet - eine der Plattformen hatte rund 200.000 Nutzer, darunter
40.000 Verkäufer.

Kaufangebote im allgemeinen Bereich des Internets
wiederum sollten Käufern suggerieren, dass es sich gar nicht um
sonderlich gefährliche Substanzen handele, sagte Münch zu sogenannten
Legal- High-Drogen, also neuen psychoaktiven Stoffen. Sie werden zum
Beispiel als Räuchermischungen im Internet vertrieben. Die 75 Todesfälle
nach Konsum derartiger Drogen allein im vergangenen Jahr zeigten aber:
„Die Wirkung ist für den Nutzer unberechenbar“, sagt Münch. In der Regel
wüssten die Drogennutzer nicht, welche Stoffe sie in welcher Mischung
nehmen.

Mortler erklärt Legalisierung von Cannabis eine klare Absage

Gerade deshalb sei es so wichtig, dass der
Gesetzgeber im November 2016 reagiert habe und mit dem Gesetz über neue
psychoaktive Stoffe Handel, Besitz und Kauf dieser Drogen unter Strafe
gestellt habe, sagte Mortler. Damit seien „aus Legal Highs kriminelle
Highs gemacht“ worden.

Eine klare Absage erteilte Mortler einer
Legalisierung von Cannabis. Dies wäre ein falsches Signal, betonte sie.
„Es geht nicht darum, Statistiken zu verschönern, sondern darum, einer
gefährlichen Droge entgegenzutreten.“ Es müsse verhindert werden, dass
Drogen in der Öffentlichkeit angeboten werden, als handele es sich um
Obst oder Gemüse.“

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die Zahl
der Drogentoten erstmals seit Jahren wieder leicht sank. 2017 starben
insgesamt 1272 Menschen durch Rauschgiftkonsum. Im Jahr davor waren noch
1333 Drogentote gezählt worden.

 

 

(oko/AFP/dpa)
https://rp-online.de/panorama/deutschland/bka-bericht-drogenkriminalitae...