Eine Million Wohnungen fehlen in Deutschland

 

 

Steigende Mieten
Eine Million Wohnungen fehlen in Deutschland 5.7.2017

Es wird gebaut wie seit vielen Jahren nicht mehr, aber immer
noch zu wenig - die Folge: steigende Mieten. Jetzt zieht Bauministerin
Hendricks weitere Wohngelderhöhungen in Betracht.

Plattenbauten sind noch zu haben: Leerstehende Wohnungen in einem Mietshaus in Berlin.

Foto: Tim Brakemeier

In Deutschland werden so viele
Wohnungen gebaut wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr – gebraucht
würden aber noch viel mehr. Nach Berechnungen des Bundesverbands der
deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), die der Verband am
Mittwoch in Berlin vorstellte, wurden seit 2009 eine Million Wohnungen
zu wenig gebaut. Gründe für den gestiegenen Bedarf waren demnach, dass
die deutsche Bevölkerung in dem Zeitraum insbesondere durch Zuwanderung
um 2,5 Millionen Menschen wuchs und dass immer mehr Menschen in wenige
Ballungsräume zogen.

Insgesamt wurden in Deutschland vergangenes Jahr 277.691 Wohnungen
fertiggestellt. Jedoch waren die wenigsten davon Mietwohnungen: Die
Mitgliedsunternehmen des GdW stellten 2016 knapp 20.000 Mietwohnungen
fertig. Sie bauen rund 80 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland. In
diesem Jahr planen sie einen Sprung auf 28.292 Fertigstellungen. Nach
den Worten von GdW-Präsident Axel Gedaschko hätten die Unternehmen gerne
noch mehr in neue Wohnungen investiert, Probleme seien jedoch der
Mangel an Bauland und mangelnde Planungskapazitäten bei den Kommunen.

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Wohnungsmangel in Großstädten

Weil der knappe Wohnraum weiter für steigende Mieten sorgt, spricht
sich  Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) für eine regelmäßige
Anpassung des Wohngeldes aus. Nur so könne sichergestellt werden, dass
nicht Tausende Familien in die Grundsicherung abrutschen oder aus ihrem
vertrauten Umfeld wegziehen müssen, sagte sie nach der Sitzung des
Bundeskabinetts am Mittwoch in Berlin. Dort wurde ihr Wohngeld- und
Mietenbericht beraten. Hendricks plädierte für eine Anpassung alle zwei
Jahre.

Das Wohngeld  - in Zuschuss zu den Wohnkosten für
Einkommensschwächere - wurde 2016 erhöht, damals das erste Mal seit dem
Jahr 2009. Nach der im Juli 2015 vom Bundestag beschlossenen
Wohngeld-Novelle soll nun zwar künftig alle zwei Jahre überprüft werden,
ob die Leistungen angepasst werden müssen. Eine automatische Anpassung
ist bislang aber nicht vorgesehen.

Durch die Erhöhung im vergangenen Jahr beziehen Hendricks zufolge
Zwei-Personen-Haushalte im Durchschnitt 184 Euro Wohngeld statt vorher
114. Die Zahl der unterstützten Haushalte hat sich demnach um 43 Prozent
auf 660.000 erhöht. Vor allem Familien mit Kindern habe die
Wohngeld-Erhöhung geholfen, hieß es.

Hendricks forderte zudem, bei den Bemühungen für mehr neuen Wohnraum
nicht nachzulassen. Bis 2020 würden jährlich 350.000 neue Wohnungen
gebraucht, vor allem in den großen Städten. Dort halte die Dynamik auf
den Wohnungsmärkten weiter an. Von 2012 bis 2016 seien die Mieten, zu
denen Wohnungen angeboten werden, um insgesamt 16 Prozent gestiegen,
hieß es. (dpa/epd)

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