IMK Report 99
Oktober 2014
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Die neue Debatte über ökonomische Ungleichheit
Thomas Pikettys internationaler Bestseller „Das
Kapital im 21. Jahrhundert“ hat eine neue Debatte
über die geeignete Datengrundlage zur Messung
der Einkommens- und Vermögensungleichheit
und über die gesamtwirtschaftlichen Auswirkun-
gen steigender Ungleichheit angestoßen. Bereits
zuvor hatten Ergebnisse der Verteilungsforschung
in Deutschland vermehrt für Schlagzeilen gesorgt.
Beispielsweise zeigten Studien der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung (OECD 2008, 2011), dass die Einkommensun-
gleichheit in den letzten eineinhalb Jahrzehnten in
kaum einem anderen OECD-Land stärker gestiegen
ist als in Deutschland. In den letzten Jahren dreht
sich die Debatte um die Frage, ob die Einkommens-
ungleichheit nach der Finanz- und Wirtschaftskrise
von 2008/9 wieder zurückgegangen ist (Grabka und
Goebel 2013; Rehm et al. 2014). Die Datengrundlage
für diese Debatten liefert jeweils das am Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) angesiedel-
te Sozio-ökonomische Panel (SOEP).
Ebenfalls für großes Aufsehen sorgten im
vergangenen Jahr die Ergebnisse einer von der
Europäischen Zentralbank (EZB) koordinierten
Haushaltsbefragung (HFCN 2013), wonach die Ver-
mögensungleichheit innerhalb der Europäischen
Union in Deutschland nach Österreich am größten
ist. Zuletzt ermittelte das DIW auf Basis des SOEP
eine „anhaltend hohe Vermögensungleichheit in
Deutschland“ für den Zeitraum 2002-2012 (Grabka
und Westermeier 2014)