Erster Rückgang seit 2011. Die Reichen werden nicht mehr reicher
Erstmals seit sieben Jahren sind die Reichen rund um den Globus in der Summe
nicht mehr reicher geworden - im Gegenteil. Der Grund findet sich an den
Börsen.
Frankfurt/Main
(dpa) - Der Club der Dollar-Millionäre schrumpft und das Vermögen
sinkt: Verluste an den Aktienmärkten haben im vergangenen Jahr Spuren
hinterlassen.
Das Vermögen der Reichen weltweit
verringerte sich gegenüber 2017 in der Summe um fast 3 Prozent auf 68,1
Billionen Dollar, wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung
des Beratungsunternehmens Capgemini hervorgeht. Es war das erste Minus
seit sieben Jahren. "Ein Rückgang an den Aktienmärkten schlägt in der
Regel besonders stark durch", erläuterte Capgemini-Experte Klaus-Georg
Meyer.
Zugleich verlor der Club der Dollar-Millionäre erstmals seit der weltweiten Finanz- und
Wirtschaftskrise 2008 Mitglieder - auch in Deutschland. Dort sank die
Zahl der Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als
einer Million Dollar verfügen, den Angaben zufolge um 1,1 Prozent auf
1,35 Millionen.
Das Gesamtvermögen verringerte sich um 3,9 Prozent auf gut 5 Billionen Dollar. Neben
internationalen Handelskonflikten, die die Weltwirtschaft belasten,
hätten auch die Unwägbarkeiten des Brexits für Verunsicherung gesorgt.
Nach Daten der Bundesbank hatte die Flaute am Aktienmarkt Ende 2018 auch in
der Breite Spuren hinterlassen. Erstmals seit drei Jahren war das
Geldvermögen der Privathaushalte in Deutschland gesunken. Es verringerte
sich im vierten Quartal gegenüber dem dritten Vierteljahr um gut 28
Milliarden auf 6,02 Billionen Euro. Börsen-Anleger hatten das
verlustreichste Jahr seit der Finanzkrise 2008 erlebt. Der deutsche
Leitindex Dax verlor mehr als 18 Prozent.
Trotz
des Rückga gs zählt Deutschland weiterhin zu den Ländern mit den
meisten Dollar-Millionären. An der Spitze stehen die USA, gefolgt von
Japan, Deutschland und China. Die vier Länder stehen Capgemini zufolge
zusammen für 61,2 Prozent der Vermögenden weltweit. Meyer zufolge dürfte
ein Großteil der vermögenden Bundesbürger aus mittelständischen
Unternehmen stammen oder entsprechend geerbt haben.
Für mehr als ein Viertel des weltweiten Vermögensverlustes stand China. Die zweitgrößte
Volkswirtschaft der Welt wächst nicht mehr so rasant wie in der
Vergangenheit. Spuren hinterlässt unter anderem der Handelskrieg mit den
USA.
Rund um den Globus gab es den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 18 Millionen Dollar-Millionäre.
Das waren 0,3 Prozent weniger als im Jahr 2017. "Persönlich würde ich
mir aber keine Sorgen um die Dollar-Millionäre machen", sagte Meyer. Es
sei normal, dass es im Laufe der Jahre mal einen kleinen Rückgang gebe.
Die größten finanziellen Verluste verzeichneten der Studie zufolge die
Ultrareichen, die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen. Ihr
Gesamtvermögen sank um rund sechs Prozent. "Der weltweite
Vermögensrückgang konzentriert sich ganz klar auf diese Gruppe", sagte
Meyer. Die "Millionäre von nebenan" (1 bis 5 Mio. Dollar) waren am
geringsten betroffen. Ihr Vermögen verringerte sich in der Summe um 0,4
Prozent.
Capgemini berücksichtigt bei seinem jährlich erstellten "World Wealth Report" Aktien,
festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie Rohstoffe oder
Hedgefonds, Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt
werden.
Angesichts weltweiter Unsicherheit wegen internationaler Handelskonflikte und der Abkühlung
der Weltkonjunktur ließen vermögende Privatleute Anfang des laufenden
Jahres Vorsicht bei ihren Investitionen walten.
Laut einer Umfrage unter 2500 Reichen weltweit ersetzten sie im ersten
Quartal 2019 teilweise Aktien durch Bargeld. Bargeld machte 28 Prozent
des Finanzvermögens aus, Aktien rutschten mit knapp 26 Prozent (minus
fünf Prozentpunkte) auf den zweiten Rang ab. "Cash ist eine klassische
Parkposition in Zeiten der Unsicherheit", erläuterte Meyer.
Bundesbank zu Geldvermögen 4. Quartal 2018
Bundesbank-Monatsbericht zur Vermögensentwicklung