Private Haushalte in Summe so reich wie nie
Stand: 01.01.2025, 04:46 Uhr
Geldvermögen
Privathaushalte mehren Geldvermögen (Symbolbild) © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Die Geldvermögen in Deutschland nähern sich der 10-Billionen-Marke. Vor allem boomende Börsen haben die Menschen im abgelaufenen Jahr reicher gemacht. 2025 dürfte es weiter nach oben gehen.
Frankfurt/Main - Sparen, sparen, sparen: Weil die Menschen in Deutschland überdurchschnittlich viel auf die hohe Kante legen und die Aktienmärkte im Jahresverlauf kräftig zulegten, sind die privaten Haushalte in Summe so reich wie nie. Auf 9,3 Billionen Euro summierte sich das nominale Geldvermögen im Jahr 2024, wie eine Hochrechnung der DZ Bank ergab. Das ist ein Plus von knapp sechs Prozent zum Vorjahr.
„Auch wenn die Kursniveaus an den Aktienmärkten 2025 unter Schwankungen langsamer wachsen und die private Sparquote etwas niedriger ausfällt, bleiben die Perspektiven für den Geldvermögensaufbau insgesamt gut“, prognostiziert DZ-Bank-Ökonom Michael Stappel. 2025 erwartet er einen weiteren Zuwachs der privaten Geldvermögen um gut 4 Prozent auf 9,8 Billionen Euro.
Sparen statt Konsum
Auch nach dem Abebben der Inflation halten die Menschen in Deutschland ihr Geld zusammen, denn die Unsicherheit um die deutsche Wirtschaft bleibt groß. Mehr als jeder zehnte Euro hierzulande wird gespart und nicht wie in anderen Ländern in den Konsum gesteckt.
Stappel geht für das Gesamtjahr 2024 von einer Sparquote von 11,5 Prozent aus. Für die ersten sechs Monate gibt es bereits eine amtliche Zahl des Statistischen Bundesamtes: 11,1 Prozent. Heißt: Je 100 Euro verfügbarem Einkommen wurden im Schnitt 11,10 Euro zurückgelegt. Monatlich entspricht das einem Betrag von durchschnittlich 280 Euro je Einwohner. Auch im dritten Quartal 2024 lag die Sparquote nach Angaben der Statistiker mit 10,6 Prozent über Vorjahresniveau (9,4 Prozent), da das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte stärker stieg als der private Konsum.
Deutsche fast Sparweltmeister
Sparen
Deutsche legen viel Geld auf die hohe Kante (Symbolbild) © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Die Sparquote in Deutschland hatte in den Corona-Jahren 2020 (15,9 Prozent) und 2021 (14,1 Prozent) Rekordhöhen erreicht. 2023 betrug sie noch 10,4 Prozent, aber auch damit lagen die Deutschen im internationalen Vergleich weit vorn. Nur in wenigen Ländern waren Sparer damals noch eifriger, etwa in der Schweiz mit 19,4 Prozent Sparquote und in den Niederlanden mit 12,7 Prozent.
Boomende Börsen beflügeln
Traditionell parken die Menschen in Deutschland viel Geld auf oft gering verzinsten Tagesgeldkonten. Inzwischen stecken den Zahlen der DZ Bank zufolge aber immerhin rund 9,4 Prozent des privaten Geldvermögens direkt in Aktien. Das allein brachte im vergangenen Jahr knapp 200 Milliarden Euro Wertzuwachs.
Weil die Zeit der Null- und Negativzinsen vorbei ist, lohnt aber auch manche Festgeldanlage. Im vergangenen Jahr seien die Zinseinkünfte der privaten Haushalte aus Bankeinlagen durch weitere Umschichtungen von Geldern und ein insgesamt höheres Zinsniveau auf rund 30 Milliarden Euro gestiegen, schrieb die DZ Bank.
Neue Bundesbank-Zahlen im Frühjahr
Neueste offizielle Zahlen zur Entwicklung der Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland werden im Frühjahr von der Deutschen Bundesbank erwartet. Sowohl die Bundesbank als auch die DZ Bank berücksichtigen in ihren Analysen Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Immobilien werden nicht eingerechnet. Zur Verteilung der Vermögen machen weder Bundesbank noch DZ Bank Angaben. dpa
https://www.fr.de/wirtschaft/private-haushalte-in-summe-so-reich-wie-nie...
Aus: Ausgabe vom 02.01.2025, Seite 8 / Ansichten
Porträt
Zehnfachbillionär des Tages: Private Haushalte
Von Oliver Rast
imago52853406.jpg
Emil Umdorf/imago
Sparstrumpf: Wenn man richtig stopft, geht da offenbar richtig viel rein
Ich mache vieles nicht ganz richtig, bisweilen richtig falsch. Ich spare nicht. Ich spare mir das Sparen. Ich kann auch gar nicht anders. Weil? Ja, weil nichts übrigbleibt. Am Monatsende eh nicht. Ärger noch: Die »Schwankungsbreiten« meines Dispos sind ausgereizt. Ich zahl’ drauf. Extra teuer ist das. Bei anderen ist es offenkundig anders. Muss es anders sein. Sonst wäre eine Jahresübergangsmeldung unerklärlich.
Die besagt: Das Geldvermögen in der BRD habe sich der Zehn-Billionen-Marke genähert, berichtete dpa am Neujahrstag. Vermögende hätten 2024 nominal ziemlich exakt 9,3 Billionen Euro auf der hohen Kante, ergab laut Nachrichtenagentur eine hochgerechnete Bilanz der DZ Bank. »Das ist ein Plus von knapp sechs Prozent zum Vorjahr.« Privathaushalte seien so reich wie nie. In summa.
Wie das? Kurssprünge bei (Kriegs-)Aktien, hohe Sparquote. Also, profitable Zockerei auf dem Börsenparkett. Der Dax legte binnen zwölf Monaten etwa 19 Prozent zu. Und inzwischen stecken den Zahlen der DZ Bank zufolge rund 9,4 Prozent des privatisierten Geldsegens in Anteilsscheinen. Der Effekt: ein Wertzuwachs allein im vergangenen Jahr von knapp 200 Milliarden Euro. Hinzu kommt eine ultradeutsche Uraltmarotte: Patte zählen, Piepen stapeln, Pinkepinke bunkern. Im dicken Wollstrumpf unterm flauschigen Kopfkissen. Für miese Zeiten wie diese.
VVN-VdA
Stimmt. Mies, ja, so sind die Zeiten. Bloß nicht für alle, nicht für die anderen. Viele dürften diese anderen wohl nicht sein. Die halt: Reiche, Superreiche, Megareiche, Gigareiche. Und anders wird’s nicht, denn »die Perspektiven für den Geldvermögensaufbau bleiben insgesamt gut«, prognostizieren die DZ-Banker.
Ich hab’ eben noch mal überlegt: Ich mach’ doch vieles richtig. Ich will nicht vermögend dazugehören. Arm, proletarisch, klassenbewusst – das will ich bleiben. Auf ein frohes Neues!
https://www.jungewelt.de/artikel/490936.zehnfachbillion%C3%A4r-des-tages...