Private Geldvermögen legen deutlich zu
Kurszuwächse an den Börsen und gestiegene Einkommen führen auch in diesem Jahr voraussichtlich erneut zu einem deutlichen Anstieg der privaten Vermögen in Deutschland. Nach einem Anstieg um 6,6 Prozent im vergangenen Jahr sei im laufenden Jahr mit einem erneuten Zuwachs um 6,1 Prozent zu rechnen, erklärte die DZ Bank am Montag. Das gesamte Privatvermögen würde so von 7,9 auf 8,4 Billionen Euro ansteigen. afp
FR 25.6.2024
Geldvermögen privater Haushalte auf Rekordhoch
Die Menschen in Deutschland haben in
Summe so viel Geldvermögen wie nie zuvor. Allerdings profitieren nicht
alle davon - im Gegenteil.
Frankfurt/Main
- Die Menschen in Deutschland haben trotz der Belastung durch die
hohe Inflation im vergangenen Jahr in Summe ein Rekordvermögen
angehäuft.
Vor allem Kursgewinne an den Aktienmärkten und gestiegene Sparzinsen ließen das Geldvermögen der privaten Haushalte zum Jahresende 2023 auf rund 7716 Milliarden Euro anschwellen. Gegenüber dem dritten Quartal erhöhte sich die Summe nach Angaben der Deutschen Bundesbank um 3,3 Prozent. Innerhalb eines Jahres wurde ein Anstieg um 6,6 Prozent verzeichnet.
Die Bundesbank berücksichtigt in
ihrer Auswertung Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und
Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen, nicht jedoch Immobilien.
Wie die gigantische Summe verteilt ist, geht aus diesen Daten nicht
hervor.
Vermögensungleichheit gestiegen
Nach einer jüngst veröffentlichten Untersuchung der Notenbank ist die
Vermögensungleichheit in Deutschland seit 2022 wieder etwas gestiegen.
Das lieg unter anderem an der unterschiedlichen Zusammensetzung des
Vermögens. Reichere Haushalte haben mehr Wertpapiere wie Aktien oder
Anteile an Investmentfonds sowie Immobilien- und Betriebsvermögen. Sie
profitieren entsprechend von Kursgewinnen an den Aktienmärkten. Allein
der deutsche Leitindex Dax war im vergangenen Jahr um gut 20 Prozent
gestiegen.
Das Nettovermögen - also das Vermögen abzüglich Schulden - der ärmeren Haushalte besteht den Angaben
zufolge dagegen vor allem aus Bankeinlagen sowie Lebensversicherungen
und anderen Produkten der privaten Altersvorsorge. Weniger Vermögende
griffen wegen der gestiegenen Inflation, die im Jahresschnitt 2023 mit
5,9 Prozent den zweithöchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreichte,
zudem teilweise auf ihre Ersparnisse zurück. Studien zufolge treffen
höhere Teuerungsraten Menschen mit geringeren Einkommen besonders hart,
weil sie einen höheren Anteil ihres monatlichen Einkommens für Energie
und Lebensmittel aufbringen müssen.
Die Bewertungsgewinne aus börsennotierten Aktien, Anteilen an
Investmentfonds sowie Versicherungs- und Pensionsansprüchen und
Schuldverschreibungen bezifferte die Bundesbank auf insgesamt 184
Milliarden Euro im vierten Quartal.
Sparer schichten um
Der mit Abstand größte Teil des Geldvermögens steckt den Zahlen zufolge
nach wie vor in Bargeld und Einlagen bei Banken und Sparkassen wie
Tages- und Festgeld. Dieser Posten summierte sich zum Ende Jahres 2023
auf 3214 Milliarden Euro und hat damit nochmals zugelegt. Angesichts
gestiegener Zinsen schichteten Sparerinnen und Sparer allerdings um. Sie
reduzierten ihre sogenannten Sichteinlagen um 19 Milliarden Euro, dazu
zählen in der Regel unverzinste Girokonten und Tagesgelder, die
vergleichsweise wenig abwerfen. Zugleich wuchs die Beliebtheit
längerfristiger höher verzinster Einlagen wie Festgeld oder Sparbriefe.
Die reale Gesamtrendite des Geldvermögens der privaten Haushalte - also die
tatsächlich erzielte Rendite nach Abzug der Inflation - war den Angaben
zufolge nach acht negativen Quartalen zum Jahresende erstmals wieder
leicht positiv.
Abzüglich Schulden stieg das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im vierten Quartal zum
Vorquartal um 244 Milliarden Euro auf 5560 Milliarden Euro.
Geldregen für Aktionäre
Viele Aktionäre profitieren nicht nur von Kursgewinnen, sondern auch von
Dividendenzahlungen. Mit geschätzt 62,5 Milliarden Euro übertrifft das
Ausschüttungsvolumen der 160 Unternehmen der Dax-Familie in diesem Jahr
den Vorjahreswert um 1,6 Prozent, wie aus Berechnungen der Deutschen
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Kooperation mit dem
Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule hervorgeht. „Das
ist der dritte Dividenden-Rekord in Folge“, sagte Studienautor Christian
Röhl unlängst.
Besonders kräftig ist der Geldregen in der obersten deutschen Börsenliga. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY schütten die 40 Dax-Konzerne für das vergangene Geschäftsjahr die Rekordsumme von 53,8 Milliarden (plus 2,4 Prozent) aus. 24 Konzerne zahlen demnach eine höhere Dividende als im Vorjahr, bei fünf Unternehmen gehen die Aktionäre allerdings leer aus. Gezahlt werden die Dividenden für das vergangene Geschäftsjahr jeweils nach der Hauptversammlung. dpa
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