Der Rückgang der Arbeitslosenzahl seit Einführung von Hartz IV im Jahr
2005 ist der Untersuchung zufolge in drei von vier Fällen auf weniger
neue Arbeitslose zurückzuführen - und nicht auf mehr Jobvermittlungen.
Ein Forscherteam der Universitäten Dortmund und
Bonn untersuchte den Angaben nach die Erwerbsverläufe von Millionen von
Beschäftigten und wertete dafür Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA)
zwischen 1993 und 2014 aus. Seit Einführung von Hartz IV habe sich die
Zahl der Arbeitslosen von knapp elf Prozent auf unter sechs Prozent
verringert, erklärten die Studienautoren.
Die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, ist
in dem Zeitraum um fast ein Drittel gefallen, wie es in der Untersuchung
heißt. Zugleich sei die Wahrscheinlichkeit, als Arbeitsloser eine neue
Stelle zu finden, um rund zehn Prozent gestiegen. Der Anteil der
Langzeitarbeitslosen habe sich dagegen durch Hartz IV kaum verändert.
Den Hauptbeitrag zum Rückgang der
Arbeitslosenzahlen leisteten den Daten zufolge Menschen, die kaum von
Arbeitslosigkeit betroffen sind, aber sich vor den großen finanziellen
Einschnitten der Arbeitslosigkeit besonders fürchten. Sie verdienten
lieber weniger, hätten dafür aber einen sicheren Arbeitsplatz. „Um von
einer Reform der Arbeitslosenversicherung betroffen zu sein, muss man
nicht arbeitslos sein“, erklärte der Bonner Wissenschaftler Moritz Kuhn.
In einem Simulationsmodell prüften die Ökonomen
zudem den Verlauf der Arbeitslosigkeit in Deutschland ohne die
Hartz-IV-Reform. In diesem Fall hätte die Arbeitslosenrate einen
ähnlichen Verlauf genommen wie in Österreich, wo keine Reform stattfand,
erklärten die Wissenschaftler. Die Arbeitslosenzahl würde demnach ohne
die Hartz-IV-Reform in Deutschland zehn Jahre später rund 50 Prozent
höher liegen.