Kaum Transparenz am Wohnungsmarkt: Wem gehört Düsseldorf?

 

Kaum Transparenz am Wohnungsmarkt:
Wem gehört Düsseldorf?

1. September 2018 um 08:38 Uhr

  Hohe Mieten, wenig Wohnraum, anonyme Eigentümer: Wir durchleuchten gemeinsam
mit dem gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv den Wohnungsmarkt. Und
Sie können mitmachen.

Von Laura Ihme
und Justus von Daniels
Laura Ihme
Redakteurin

Laura Ihme (lai) ist Redakteurin in der Lokalredaktion Düsseldorf und kümmert sich dort vor allem um kommunalpolitische Themen.

Der Wohnraum in Düsseldorf ist knapp,
vor allem fehlen günstige Wohnungen. Junge Familien werden aus der Stadt
gedrängt, Alteingesessene aus ihren Wohnungen heraussaniert. Wie groß
sind die Probleme? Vor allem: Wem gehören die Wohnungen? Das wollen
unsere Redaktion und das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv in den
kommenden Monaten herausfinden – zusammen mit den Mietern. Die
wichtigsten Fakten zum Thema im Überblick:
Die Situation in Düsseldorf
Ende 2016 – neuere Zahlen liegen nicht vor – gab es 354.386 Wohnungen
in Düsseldorf. 19,6 Prozent davon wurden von den Eigentümern genutzt.
Bleiben 284.975 Mietwohnungen. Wem gehören sie? Das ist nicht immer
bekannt, der Stadt liegen dazu keine Daten vor. Die Städtische
Wohnungsgesellschaft verfügt über 8600 Mietwohnungen. Ansonsten? Antwort
auf die Frage nach dem Eigentümer kann nur das Amtsgericht geben. Dort
werden die Grundbücher, in denen sie eingetragen sind, verwaltet.
Einsicht nehmen kann nicht jeder – Transparenz auf dem Wohnungsmarkt ist
schwer zu erreichen. Eine andere Frage ist schnell beantwortet: Hat
Düsseldorf genug Wohnraum? Nein. Pro Jahr peilt die Stadt 3000 neue
Wohnungen an. Sie fehlen in allen Segmenten.

Das sagen Kenner des Wohnungsmarktes
Es gibt unbekannte Fonds und Investoren aus Übersee, die in Düsseldorf
mit Wohnungen spekulieren. „Da werden Wohnungen an Firmennetzwerke
verkauft. Man weiß nicht, wer sich dahinter verbirgt“, sagt Michaelo
Damerow, Geschäftsführer des Mietervereins. Für die Mieter bedeute dies
häufig Ärger: „Man hat schon keinen Ansprechpartner, wenn etwas kaputt
ist. Klar, es gibt oft eine Hausverwaltung. Aber mit dem Vermieter
spricht man nie. Ärgerlich wird es, wenn nach dem Auszug derjenige, der
die Kaution zurückzahlen müsste, nicht ausfindig zu machen ist.“ Er habe
das Gefühl, sagt Damerow, dass der typische Vermieter, der ein
Mietshaus als Kapitalanlage kaufe, langsam aussterbe.

Die Beobachtung teilt Johann Werner Fliescher von
Haus und Grund, der die Interessen von Eigentümern vertritt. Denen werde
es durch immer neue Vorschriften schwer gemacht, sagt er. Flächen für
Neubauten würden eher an Großinvestoren verkauft, die dann ganze
Wohngebiete bauen würden. Für den Privatmann rentiere sich das Geschäft
oft nicht mehr. „Ich kenne Fälle, da wurde ein Mietshaus in zehn Jahren
von drei, vier Investoren ge- und verkauft, jeweils mit Wertsteigerung“,
sagt er. Das Perfide: Die Investoren verkauften nicht die Häuser,
sondern machen sie je zu einer GmbH und verkaufen diese – und sparen
damit die Grunderwerbsteuer, die in NRW bei 6,5 Prozent liegt. Share
Deals nenne man das, alleine 2017 habe es in Düsseldorf Geschäfte dieser
Art im Wert von einer Milliarde Euro gegeben.

Jörg Schnorrenberger vom Ring Deutscher Makler
kennt das Problem ebenfalls, hält es in Düsseldorf aber für nicht so
gravierend: „Es gibt diese Deals, der Großteil der Wohnimmobilien ist
aber in Privatbesitz“, sagt er. Er meint, eine ausreichende Zahl neuer
Wohnungen könne man nur im Umland bauen.
Darum geht es in dem Projekt
Wie viele Share Deals gibt es? Wer spekuliert auf dem Wohnungsmarkt?
Das wollen RP und Correctiv herausfinden. Dabei sind auch Sie gefragt
als Mieter: Nur mit Ihnen können wir mehr über die Eigentümer-Struktur
in der Stadt herausfinden. Wenn Sie wissen, wer ihr Vermieter ist,
können Sie uns das auf www.wem-gehoert-duesseldorf.de mitteilen. Wenn
Sie es nicht wissen, können wir es gemeinsam herausfinden – indem Sie
Ihren Mietvertrag im CrowdNewsroom von Correctiv hochladen und wir in
Ihrem Auftrag beim Amtsgericht nachfragen. Die Funktion wird bald
freigeschaltet. Erreichen können Sie uns per E-Mail an
wemgehoertduesseldorf@rheinische-post.de. Oder Sie besuchen uns heute
auf dem Campfire Festival vor dem Landtag: Um 12 Uhr stellen Lokalchef
Uwe-Jens Ruhnau, Reporterin Laura Ihme und Justus von Daniels von
Correctiv das Projekt im RP-Zelt vor. Danach stehen sie auf dem
Festival-Gelände für Fragen zur Verfügung.

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/wohnungsmarkt-in-duesseldor...