Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland und OECD-Staaten wächst. Gegensteuern gefordert

9. Dezember 2014 | 14.07 Uhr

OECD

Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst

Berlin.

Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland ist der
Industriestaaten-Organisation OECD zufolge heute größer als vor 30
Jahren. Verdienten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung Mitte der
1980er-Jahre fünf Mal so viel wie die ärmsten zehn Prozent, liege das
Verhältnis heute bei 7:1, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten
Arbeitspapier.

Die OECD fordert die Politik in diesem zum Gegensteuern auf.
"Unsere Analyse zeigt, dass wir nur auf starkes und dauerhaftes Wachstum
zählen können, wenn wir der hohen und weiter wachsenden Ungleichheit
etwas entgegensetzen", sagte Generalsekretär Angel Gurria. "Der Kampf
gegen Ungleichheit muss in das Zentrum der politischen Debatte rücken."
Denn die gestiegene Einkommensungleichheit hemme die wirtschaftliche
Entwicklung.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Deutschland sei zwischen 1990
und 2010 inflationsbereinigt um etwa 26 Prozent gewachsen, so die OECD.
Wäre die Ungleichheit auf dem Niveau von Mitte der achtziger Jahre
verharrt, hätte das Plus um fast sechs Prozentpunkte höher ausfallen
können. Dafür sieht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD) vor allem einen Grund: Ärmere investieren in der
Regel weniger in Bildung. Kinder aus sozial schwächeren Familien haben
daher weniger Bildungschancen.

"Wachsen und gedeihen werden vor allem jene Länder, die alles
daran setzen, dass ihre Bürger von klein auf gleiche Chancen haben."
Eine Umverteilung von oben nach unten mittels Steuern und Transfers sei
nicht zwangsläufig wachstumsschädlich, solange entsprechende Maßnahmen
zielgenau angewandt werden. Eine solche Verteilungspolitik müsse sich
vor allem auf Familien mit Kindern sowie auf junge Menschen
konzentrieren und deren Lernchancen verbessern.

Quelle: REU

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