Statistik vorgestellt
: Kriminalitätsrate in NRW erneut gesunken
Düsseldorf Das
Verbrechen ist in NRW weiter auf dem Rückzug. Nachdem die Kriminalität
schon im Vorjahr auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren war, ging die
Kriminalitätsrate im vergangenen Jahr noch einmal zurück. Fälle von
Kinderpornografie wurden jedoch deutlich mehr registriert.
Die Zahl der registrierten Straftaten
sank demnach insgesamt um 12.166 Fälle um ein Prozent auf rund 1,215
Millionen, wie aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS)
hervorgeht, die NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montagmittag vorstellte.
Etwas mehr als die Hälfte (52,8 Prozent) der Straftaten wurden im vergangenen Jahr von der Polizei aufgeklärt. „Das ist die in meiner Amtszeit beste Aufklärungsquote“, so Reul.
Ein wesentlicher Grund für die zum Teil deutlich rückläufigen Zahlen ist
die Pandemie sein. Das räumte auch der Innenminister ein. „Die
polizeiliche Kriminalitätsstatistik ist eine Corona-Statistik“, so der
Innenminister.
Dennoch belegen die neuen Zahlen auch,
dass sich der seit einigen Jahren positive Trend fortsetzt. Die
schwarz-gelbe Landesregierung hatte die innere Sicherheit zu einem
zentralen Thema für die laufende Wahlperiode erklärt und unter anderem
die Einstellungszahlen bei der Polizei wieder deutlich erhöht.
Deutliche Rückgänge gab es der
Statistik zufolge bei der Gewaltkriminalität. 2020 registrierte die
Polizei 372 Mord- und Totschlagsfälle - 40 weniger als im Vorjahr. Auch
die Straßenkriminität ist gesunken - ebenfalls wohl wegen der Pandemie.
Bei den Delikten (etwa Raubüberfälle und Autodiebstahl) registrierte die
Polizei rund 290.000 Fälle - minus 2,3 Prozent.
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich
bei den Wohnungseinbrüchen. 2020 sind die Fälle von 26.857 auf 24.780
Einbrüchen gesunken, minus 7,7 Prozent. Auch dabei dürfte insbesondere
die Pandemie eine Rolle gespielt haben, weil viele Arbeitnehmer im
Home-Office gearbeitet haben.
Einen starken
Anstieg gab es hingegen bei der Kinderpornografie (4776 Fälle, plus
102,5 Prozent) und bei Kindesmissbrauch (3553 Fälle, plus 19,5 Prozent.
„Die Fälle sind nicht mehr geworden, wir sehen sie nur endlich“, sagte
Reul.
Ebenfalls stark angestiegen ist die Computerkriminalität. In dem Bereich
verzeichnete die Polizei 20,8 Prozent mehr. Gestiegen sind auch
Betrugsfälle zum Nachteil älterer Menschen. Demnach gab es 2020 2621
Fälle, ein Plus von 37,7 Prozent. „Wir hatten es während Corona auch
verstärkt mit falschen Ärzten zu tun“, erklärte Reul.
Zum ersten Mal wurde die PKS im Hinblick auf häusliche Gewalt analysiert.
Darunter fallen Straftaten, bei denen Opfer und Tatverdächtige im
gleichen Haushalt wohnen. Demnach gab es 29.155 Fälle in NRW; erfasst
wurden 32.705 Opfer erfasst. Das Dunkelgeld sei aber hoch, so der
Minister.
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Die Polizei war im Sommer 2020 in der Düsseldorfer Altstadt mehrmals im Großeinsatz. Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)
Düsseldorf Die Pandemie hat sich deutlich auf die Kriminalität in Düsseldorf ausgewirkt. Obwohl es insgesamt weniger Straftaten gab, haben die Delikte in bestimmten Bereichen stark zugenommen – etwa bei Körperverletzungen oder beim Enkeltrick.
Von Verena Kensbock
2020 hat es in Düsseldorf weniger Kriminalität gegeben als im Vorjahr. In einigen Bereichen haben die Delikte aber stark zugenommen – teils aufgrund der Corona-Pandemie. Das zeigt die Kriminalstatistik, die am Montag vorgestellt wurde. Die Entwicklungen im Überblick.
Gesamtkriminalität Insgesamt hat die Düsseldorfer Polizei im vergangenen Jahr 62.180 Straftaten registriert – 2345 Delikte weniger als im Vorjahr. Auffällig ist der Rückgang in den vergangenen Jahren: 2015 lag der Wert noch bei über 84.000 Straftaten. Die Hälfte der 2020 begangenen Straftaten konnte aufgeklärt werden, hier ist kaum eine Veränderung zum Vorjahr bemerkbar. Vor sechs Jahren lag die Quote noch bei 43 Prozent.
Körperverletzung 5403 Körperverletzungen hat die Düsseldorfer Polizei im vergangenen Jahr registriert, 3,4 Prozent mehr als 2019. In 78 Fällen wurden Personen mit einem Messer verletzt. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen lag die Steigerung gar bei fast zehn Prozent. Mehr als 1600 dieser Fälle gab es in Düsseldorf. Grund dafür sei vor allem die Situation im Sommer am Rheinufer gewesen. Hier hatten sich trotz der Corona-Pandemie große Gruppen junger Leute zum Feiern getroffen – die Freitreppe wurde mehrfach geräumt und es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Feiernden. Die Polizei hatte ihr Aufgebot an Hundertschaftskräften für diese Einsätze vervierfacht, sagt Kripo-Chef Frank Kubicki.
Betrug Zum ersten Mal seit Jahren ist die Zahl der Betrugsdelikte wieder gestiegen – um fast zehn Prozent auf 11.837 Fälle. In 218 Fällen haben Betrüger den Enkeltrick genutzt. Damit hat sich der Wert mehr als verdoppelt, im Vorjahr waren es noch 111 Enkeltrick-Fälle. Die Corona-Pandemie sei hier wie ein „Einfallstor für neue Maschen“ gewesen, sagt die stellvertretende Behördenleiterin Silke Wehmhörner. So haben sich Trickbetrüger etwa als Professoren des Universitätsklinikums Düsseldorf ausgegeben, um Geld für vermeintliche Medikamente eines Angehörigen zu ergaunern.
Missbrauch und Kinderpornografie Einen starken Anstieg gab es bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 804 Delikte sind hier zu verzeichnen. Im Vorjahr waren es 520 – ein Anstieg von über 50 Prozent. In allen dort registrierten Delikten gibt es höhere Fallzahlen: Vergewaltigung und sexuelle Nötigung (129), sexuelle Belästigung (218), sexueller Missbrauch von Kindern (93). Die Zahl der Fälle von Kinderpornografie hat sich gar vervierfacht. Während hier 2019 noch 24 Fälle verzeichnet wurden, waren es im vergangenen Jahr 95 Fälle. Kripo-Chef Frank Kubicki glaubt aber nicht daran, dass es tatsächlich mehr Straftaten gibt, sondern dass mehr Fälle bekannt werden. „Wir gehen hier von einem vergrößerten Hellfeld aus“, sagt Kubicki. Zudem würden seit der Silvesternacht in Köln mehr Betroffene von sexueller Nötigung und sexuellem Missbrauch das bei der Polizei anzeigen. Knapp 70 Prozent aller bekannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung werden aufgeklärt.
Diebstahl Mit 40 Prozent machen Diebstähle den Löwenanteil der in Düsseldorf begangenen Straftaten aus. Die Delikte sind aber stark rückläufig: 2015 waren es noch mehr als 44.300 Fälle, im vergangenen Jahr sank der Wert auf 25.231. Der Schaden lag bei insgesamt 35,7 Millionen Euro. Kostenpflichtiger Inhalt Obwohl viele Menschen im Homeoffice arbeiten und häufig zuhause sind, ist die Zahl der Diebstähle bei Wohnungseinbrüchen erstmals seit Jahren wieder gestiegen. 1327 Fälle registrierte die Polizei, fast 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Insbesondere Einbrüche am Tag, zwischen 6 und 21 Uhr, haben sich vervielfacht. Die Zahl stieg von 112 auf 630.
Drogen Die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte ist um mehr als 17 Prozent auf rund 3600 Fälle gefallen. Das heißt aber nicht, dass es tatsächlich weniger Drogenkriminalität gibt, sagt Kripo-Chef Kubicki. Aufgrund der vielen Einsätze in der Altstadt habe die Polizei hier weniger kontrolliert.
Internetkriminalität Betrug im Internet hat 2020 stark zugenommen: mehr als 2000 Fälle verzeichnete die Polizei, etwa 800 mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 50 auf 38 Prozent. Auch hier ließen sich die vielen Fälle mit der Corona-Pandemie erklären, sagt Kubicki. Kostenpflichtiger Inhalt Aufgrund geschlossener Geschäfte im Lockdown verlagerten Kriminelle ihre Machenschaften ins Internet.
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