To­ter vom Bahn­hof iden­ti­fi­ziert
Der am Sonn­tag leb­los vor dem Düs­sel­dor­fer Haupt­bahn­hof
ge­fun­de­ne Mann war ein Ob­dach­lo­ser. Er stammt Po­li­zei­an­ga­ben
zu­fol­ge aus Po­len und war schwer al­ko­hol­krank.
Von Ste­fa­ni Geil­hau­sen und Chris­toph Schro­eter

(sg/csr)
Der am Sonn­tag vor dem Haupt­bahn­hof tot auf­ge­fun­de­ne Mann ist
iden­ti­fi­ziert. Der 45-jäh­ri­ge Po­le be­weg­te sich im
Düs­sel­dor­fer Ob­dach­lo­sen­mi­lieu, war zwei­mal in­ner­halb kur­zer
Zeit im Kran­ken­haus be­han­delt wor­den und der Po­li­zei zu­fol­ge
erst vor we­ni­gen Ta­gen ent­las­sen wor­den. Ob er an den Fol­gen
sei­ner Er­kran­kung starb oder in der Nacht zum Sonn­tag er­fror, soll
ei­ne Ob­duk­ti­on im Lauf der Wo­che klä­ren.

Die Ob­dach­lo­sen-Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on
Fif­ty­fif­ty nahm den Tod des Man­nes, der nach In­for­ma­tio­nen
un­se­rer Re­dak­ti­on 2017 ein Mal die Win­ter­not­hil­fe der Stadt in
An­spruch ge­nom­men hat, zum An­lass, die Stadt für zu ge­rin­ges
En­ga­ge­ment in der Ob­dach­lo­sen­hil­fe zu kri­ti­sie­ren. Mi­ri­am
Koch, Lei­te­rin des Amts für In­te­gra­ti­on, weist das zu­rück. Nicht
nur, weil es in der Stadt zahl­rei­che An­lauf­stel­len für
Ob­dach­lo­se ge­be: „An der Heye­stra­ße ent­ste­hen in der
leer­ste­hen­den Flücht­lings­un­ter­kunft 70 Woh­nun­gen, in die auch
Men­schen aus städ­ti­schen Ob­dä­chern dau­er­haft ein­zie­hen
kön­nen.“ Dass Woh­nungs­lo­se, die in ei­nem an­de­ren EU-Land
ge­mel­det sind, hier­zu­lan­de kei­ne Hil­fe be­kom­men, sei
Bun­des­recht. Das von Fif­ty­fif­ty als bei­spiel­haft an­ge­führ­te
Köl­ner Mo­dell ei­ner Not­un­ter­kunft für EU-Mi­gran­ten wer­de vor
die­sem Hin­ter­grund nicht nur von Düs­sel­dorf aus „mit In­ter­es­se
be­ob­ach­tet“, sag­te Koch.

Wer Ob­dach­lo­se in Not sieht, kann Hil­fe über
den Not­ruf der Feu­er­wehr (112) ho­len oder die So­zi­al­ar­bei­te­rin
des Käl­te­bus­ses bis 1 Uhr nachts un­ter 01578 3505152 er­rei­chen.

RP 30.10.18

 

Unterkünfte für Obdachlose in Düsseldorf

Nach der Kritik des Obdachlosenmagazins fiftyfifty am Engagement der
Stadt Düsseldorf für wohnungslose Menschen, hat Amtsleiterin Miriam Koch
die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie betonte im Gespräch mit report-D, die
eingerichtete Winternothilfe, die ab 15. November 26 Menschen Platz
bietet und den geplanten Bau eines Hauses mit 70 Wohneinheiten in
Gerresheim, in dem auch Obdachlose nach dem Housing-First-Prinzip eine
Bleibe finden sollen. Gegen das Wohnprojekt regt sich allerdings
Widerstand bei der CDU, die den Bau von reinen Sozialwohnungen als
problematisch sehen.

Miriam Koch ist Leiterin des Amtes für
Migration und Integration, zu dem auch der Bereich "Zentrale Fachstelle
für Wohnungsnotfälle, Obdachlose und Flüchtlinge" gehört

Nach
dem Tod eines 45-jährigen Polen am Sonntag (28.10.) hatte Streetworker
Oliver Ongaro die Stadt kritisiert, es werde zu wenig für Obdachlose
Menschen getan. Besonders für Menschen aus dem EU-Ausland ist es
schwierig, da sie sich im Rahmen des Freizügigkeitsgesetzes zwar in
Deutschland aufhalten dürfen, aber keinen Anspruch auf Sozialleistungen
haben. Sie werden nicht in Notschlafstellen geduldet und müssen ihren
Lebensunterhalt und Krankenversicherung selbst finanzieren.

Miriam
Koch geht in Düsseldorf von einer geringen Zahl an Fällen aus diesem
Personenkreis aus. Eine Zählung der Menschen, die außerhalb der
Notschlafstellen im Freien übernachten, hätte rund 200 Personen ergeben.
Unklar sei, wie viele von ihnen aus dem EU-Ausland kämen. Ab 15.
November bietet die Stadt an der Prinz-Georg-Straße im Rahmen der
Winternothilfe 20 Übernachtungsplätze für Männer und sechs für Frauen
an. Wer dieses Angebot annimmt, werde nicht nach Nationalität
ausgewählt, erklärte Koch. Ein Verfahren, wie es die Nachbarstadt Köln
anstrebt, um dem Personenkreis der Südosteuropäer eine Unterkunft zu
geben, sei vom Gesetzgeber so nicht vorgesehen. Koch will sich die
Erfahrungen der Kölner Nachbarn ansehen und dann prüfen, ob dies für
Düsseldorf in Frage kommt.

Die Stadt plane Wohnraum für
benachteiligte Menschen zu schaffen, bestätigt Miriam Koch. In
Gerresheim sollen auf dem Grundstück Heyestraße 51 – 53 rund 70
Sozialwohnungen gebaut werden. Diese werden nach Vorstellungen der Ampel
im Rat je zu einem Drittel an Obdachlose, Asylbewerber und Kunden des
Wohnungsamtes gehen. In einer Pressemitteilung von Dienstag (30.10.)
kritisiert die CDU diese Planungen. Ratsherr Pavle Madzirov,
integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, dazu: „Gerade wenn
man Asylsuchende mit Bleiberecht und auch Obdachlose erfolgreich
integrieren möchte, braucht man gemischte Wohnviertel, die sozial stabil
sind. Voraussetzung für Stabilität ist ein gutes nachbarliches
Miteinander. Andernfalls kann die friedliche Stimmung in einem Quartier
schnell kippen.“

Dem stimmt auch Oliver Ongaro zu. Denn das
geforderte Housing-First für Obdachlose zeichne sich eben dadurch aus,
einzelne Menschen in eine bestehende, stabile Umgebung zu integrieren.
Er würde sich wünschen, Wohnungen in verschiedenen städtischen
Wohnungsbauprojekten für Obdachlose zu erhalten, die dann durch Diakonie
und fiftyfifty weiter sozial betreut würden.

 

Düsseldorf: Vorwürfe gegen die Stadt nach Tod eines Obdachlosen

Am Sonntagmorgen (28.10.) bemerkten Passanten eine leblose Person an
einer Haltestelle vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. Bei dem Toten
handelt es sich um einen Obdachlosen, die Todesursache soll durch eine
Obduktion festgestellt werden. Die Streetworker der
Obdachlosenorganisation fiftyfifty erheben Vorwürfe gegen die Stadt
Düsseldorf. Denn die zur Verfügung stehenden Schlafplätze für
Wohnungslose sind nicht für alle Personengruppen zugänglich.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, steht die Todesursache des am
Konrad-Adenauer-Platz gefundenen Mannes noch nicht fest. Man gehe aber
nicht von einer Straftat oder Fremdverschulden aus. Für Streetworker
Oliver Ongaro ist der Fall ein trauriges Beispiel für viele Menschen,
die aus dem EU-Ausland kommen und daher in Deutschland kein Anrecht auf
Unterstützung haben. Nach WDR-Information handelt es sich bei dem Toten
um einen 45-jährigen Polen, der bereits seit längerer Zeit in
Deutschland auf der Straße lebt.

Streetworker Oliver Ongaro weiss, dass die Angebote der Stadt nicht alle Obdachlosen erreichen

Zwar hat die Stadt Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnungslose geschaffen,
aber Menschen aus europäischen Ländern werden von der Stadt als
Touristen gewertet, erklärt Ongaro. Dieser Personenkreis darf in den
Unterkünften maximal drei Nächte bleiben und wird danach abgewiesen. Auf
die Vorwürfe der Obdachlosenorganisation reagierte die Stadt am Montag
mit einer Pressemitteilung, in der die Angebote für Obdachlose
beschrieben werden. Auf die Problematik der Wohnungslosen aus den
EU-Ländern wird darin nicht eingegangen. Nach Auskunft von fiftyfifty
wird in Köln eine Notunterkunft für Wohnungslose mit
EU-Migrationshintergrund eröffnet. In Düsseldorf werden durch das
Ordnungsamt immer wieder Lager und Hütten geräumt, in denen Obdachlose
versucht haben, sich eine Bleibe zu schaffen.

Fiftyfifty hat durch Spenden das Projekt
Housing first initiiert, bei dem nach dem Kauf von Wohnungen diese
gezielt Menschen von der Straße zu Verfügung gestellt werden. Das
Projekt wird mittlerweile sogar von der Landesregierung gefördert, die
Stadt Düsseldorf ist bisher noch nicht engagiert. Für die Streetworker
ist das ein guter Weg, den Menschen die Chance auf Wohnraum und damit
ein geregeltes Leben zu ermöglichen.