Le­bens­mit­tel­ret­ter für Men­schen in Not

 

Le­bens­mit­tel­ret­ter für Men­schen in Not

Bis zu 9000 Men­schen be­su­chen re­gel­mä­ßig die
Düs­sel­dor­fer Ta­fel, be­rech­tigt wä­ren aber mehr. In Ger­res­heim
und Has­sels er­öff­nen im April zwei neue Aus­ga­be­stel­len für
Le­bens­mit­tel. Auch Ukrai­ne-Flücht­lin­ge wer­den mit ver­sorgt.

 
Von Ju­lia Ne­mes­hei­mer

DÜS­SEL­DORF |
Zwei neue Aus­ga­be­stel­len be­kommt die Düs­sel­dor­fer Ta­fel. Ab
En­de April sol­len sie in den Stadt­tei­len Has­sels und Ger­res­heim
er­öff­nen. „Wir sind ei­ne Lie­fer­ta­fel. Das be­deu­tet, die
Aus­ga­be­stel­len wer­den von an­de­ren Trä­ger­schaf­ten be­trie­ben;
wir über­neh­men le­dig­lich die Lie­fe­rung der ein­ge­sam­mel­ten
Le­bens­mit­tel“, er­klärt Eva Fi­scher, die im Vor­stand der
Düs­sel­dor­fer Ta­fel sitzt. Die Le­bens­mit­tel wer­den täg­lich von
eh­ren­amt­li­chen Hel­fern bei den spen­den­den Su­per­märk­ten
ein­ge­sam­melt, sor­tiert und an die – bis­lang – neun
Aus­ga­be­stel­len aus­ge­lie­fert. „Da­mit sind wir
Le­bens­mit­tel­ret­ter und ge­ben das ge­ret­te­te Es­sen an Men­schen
wei­ter, die in Not sind,“ so Fi­scher.

Ge­ra­de ma­chen vor al­lem die Sprit­prei­se zu schaf­fen, die bei den
Stre­cken und acht gro­ßen Fahr­zeu­gen stark ins Ge­wicht fal­len.
„Un­se­re Kos­ten sind um 30 Pro­zent ge­stie­gen, mo­nat­lich zah­len
wir ak­tu­ell rund 4100 Eu­ro“, sagt Fi­scher. Da die Or­ga­ni­sa­ti­on
zu 100 Pro­zent spen­den­ba­siert ar­bei­tet, sei dies ein gro­ßes
Pro­blem. Hin­zu kom­me ak­tu­ell au­ßer­dem die Si­tua­ti­on mit den
Ge­flüch­te­ten aus der Ukrai­ne. „Auch da un­ter­stüt­zen wir, so­weit
es mög­lich ist, in­dem wir Le­bens­mit­tel an die städ­ti­schen
Un­ter­künf­te wei­ter­ge­ben“, er­klärt Fi­scher.

We­gen Co­ro­na sei der Be­darf ins­ge­samt ein we­nig mehr ge­wor­den, so ihr
Ein­druck. Durch die Pan­de­mie sei­en ins­be­son­de­re äl­te­re
Men­schen aber auch weg­ge­blie­ben. Ins­ge­samt ver­sorgt die Ta­fel
laut Fi­scher 8000 bis 9000 Men­schen. Durch­schnitt­lich rund 25
Ton­nen Le­bens­mit­tel wer­den wö­chent­lich an die Ta­fel ge­spen­det.
Vier Haupt­amt­li­che, zwei Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­ler und 60
eh­ren­amt­li­che Hel­fer ma­chen dies mög­lich. Sie sor­gen da­für,
dass die Le­bens­mit­tel ein­ge­sam­melt, sor­tiert und zu den
ein­zel­nen Aus­ga­be­stel­len ge­fah­ren wer­den. Dort wie­der­um sind
die ein­zel­nen Trä­ger­schaf­ten und de­ren Eh­ren­amt­ler für die
Wei­ter­ga­be an die Men­schen zu­stän­dig.

Die
neue Aus­ga­be­stel­le in Has­sels wird von der Church Am­bassa­dor
Gos­pel Mi­nis­try (CA­GM) in der An­be­tungs­kir­che in der
Has­sels­stra­ße 69 er­öff­net. An­mel­dun­gen sind ab dem 1. April
mög­lich. „Wir be­gin­nen schon am 8. April mit ei­nem Soft-Ope­ning“,
er­zählt die Ge­mein­de­se­kre­tä­rin Sil­via Sa­li­fou-Ka­reg­wa, die
das Pro­jekt ins Rol­len ge­bracht hat. Die An­mel­dung wird frei­tags
von 10 bis 12 Uhr mit den not­wen­di­gen Un­ter­la­gen mög­lich sein. Ab
13.30 Uhr be­ginnt dann die Aus­ga­be der Le­bens­mit­tel.

„Wir wis­sen, dass rund 30 Haus­hal­te der­zeit in Deren­dorf ver­sorgt
wer­den. Die wech­seln dann zu uns. Wie vie­le wei­te­re noch
hin­zu­sto­ßen, wird sich zei­gen“, so Sa­li­fou-Ka­reg­wa. Sie wis­se
al­ler­dings, dass ge­ra­de in Has­sels-Nord ein gro­ßer Be­darf
be­stün­de. In den ers­ten Wo­chen soll sich das Team zu­nächst ein­mal
ein­ar­bei­ten. Die­ses ist ak­tu­ell noch nicht kom­plett, es wer­den
wei­ter­hin Eh­ren­amt­ler ge­sucht. Auch an­de­re Sa­chen be­nö­tigt
die CA­GM noch, dar­un­ter Kühl­bo­xen. „Wir dür­fen zwar kei­ne
Spen­den an­neh­men, aber wir wür­den uns zu­dem über ‚Müll­spon­so­ren‘
freu­en, die uns da­bei hel­fen, die Kos­ten der Awis­ta zu tra­gen“,
sagt Sa­li­fou-Ka­reg­wa, schlie­ß­lich fal­le bei der
Le­bens­mit­tel­aus­ga­be auch ei­ni­ges an Müll an. Da­bei soll aber so
viel Müll wie mög­lich oh­ne­hin ver­mie­den wer­den. Da­für ist man
be­reits in Kon­takt mit Foods­ha­rern, die spä­ter am Tag das ab­ho­len
kom­men, was nicht weg­ge­gan­gen ist. Das Es­sen wird dann in
Fair-Tei­lern für al­le zu­gäng­lich ge­macht oder an­der­wei­tig
ver­wer­tet. „Ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit ei­nem Tier­heim wä­re noch
schön – dann könn­te auch wel­kes Ge­mü­se noch ver­wen­det wer­den“,
wünscht sich Sil­via Sa­li­fou-Ka­reg­wa.

Für die Gäs­te der Aus­ga­be­stel­le in Has­sels wird zu­dem die
„Klei­der­tru­he“ ge­öff­net sein, und ab Som­mer soll das Ca­fé
Atem­pau­se wie­der öff­nen, so­dass hier auch ein Ort der Be­geg­nung
ent­ste­hen kann.

Ei­nen ähn­li­chen Syn­er­gie-Ef­fekt wünscht man sich auch in Ger­res­heim. Dort ste­cken
das Bünd­nis „Netz ge­gen Ar­mut“ und die Ca­ri­tas hin­ter der
ge­plan­ten Aus­ga­be­stel­le in der St. Ma­ria vom Frie­den-Kir­che.
Ei­ne Be­ra­tungs­stel­le durch die Ca­ri­tas-Dia­ko­nie-Sprech­stun­de
gibt es be­reits seit rund zehn Jah­ren. Bis­lang wur­den
Es­sens­gut­schei­ne aus­ge­ge­ben, was jähr­lich Kos­ten von bis zu
100.000 Eu­ro ver­ur­sach­te. Mit dem ge­plan­ten Start der
Ta­fel-Aus­ga­be­stel­le am 28. April soll die­ser ho­he Kos­ten­punkt
weg­fal­len oder re­du­ziert wer­den.

„Spä­ter kön­nen wir ge­ge­be­nen­falls in das Ge­mein­de­zen­trum ne­ben­an
um­zie­hen, in dem bis Som­mer noch ei­ne Ki­ta un­ter­ge­bracht ist“,
sagt Mi­cha­el Bro­cker­hoff, Vor­sit­zen­der der Bür­ger­stif­tung
Ger­ri­cus, die ne­ben Wohl­fahrts­ver­bän­den, Kir­chen­ge­mein­den und
Pri­vat­leu­ten Teil des gut aus­ge­bau­ten „Netz ge­gen Ar­mut“ ist.
Die Ca­ri­tas wer­de als Part­ner das Pro­jekt mit­fi­nan­zie­ren und
ge­ge­be­nen­falls Ver­trä­ge ab­schlie­ßen. Zu­dem wird ei­ne
Vier­tel-Stel­le ge­schaf­fen. Der oder die wird die eh­ren­amt­li­chen
Hel­fer be­treu­en, Schu­lun­gen be­glei­ten und den Be­trieb im Blick
ha­ben. Ak­tu­ell ha­be man be­reits sie­ben In­ter­es­sen­ten, die die
Aus­ga­be­stel­le un­ter­stüt­zen möch­ten. Bis Mit­te April wünscht
sich Bro­cken­hoff ei­nen An­stieg auf rund 20 Hel­fer. Wie in Has­sels
gibt es auch in Ger­res­heim ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit der
Food­sha­ring-Sze­ne.

Für Eva Fi­scher sind die
bei­den neu­en Aus­ga­be­stel­len ein gro­ßer Mehr­ge­winn, sei doch
ge­ra­de der Düs­sel­dor­fer Os­ten nur schlecht ab­ge­deckt, „da­bei
ist der Be­darf groß“.

 

In­fo

Ar­mut in Düs­sel­dorf und ein neu­er Stand­ort

Zah­len 2020
be­zo­gen 74.828 Men­schen so­zia­le Min­dest­si­che­rung und wa­ren
dem­nach be­rech­tigt, die Ta­fel auf­zu­su­chen. 2019 wa­ren es rund
2100 Men­schen we­ni­ger. Im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren gibt es
kei­nen star­ken An­stieg.

 

Ta­fel Seit ver­gan­ge­nem Jahr hat die Düs­sel­dor­fer Ta­fel so­wohl ih­re bei­den
La­ger als auch ih­re Ge­schäfts­räu­me auf dem Ge­län­de des
Gro­ß­mark­tes an der Hu­go-Vie­hoff-Stra­ße/Ul­men­stra­ße. Die Ta­fel
ist auf Spen­den an­ge­wie­sen.

 

Eh­ren­amt­li­che In­ter­es­sier­te für Ger­res­heim kön­nen sich per Mail an oli­ver.​ste​inbr​eche​r@​st-mar­ga­re­ta.de wen­den; Eh­ren­amt­ler für Has­sels an in­fo@​tafel-​due​ssel​dorf.​de

RP  19.3.21