Mehr Familien sind auf Wohnungssuche. 2000 neue Woh­nun­gen mehr pro Jahr

12. Mai 2017 | 00.00 Uhr

Bilk/Unterrath/Golzheim

 

Mehr Familien sind auf Wohnungssuche

Bilk/Unterrath/Golzheim.

Familie Barkleit lebt mit der drei Jahre alten Tochter und dem Neugeborenen in
einer Drei-Zimmer-Wohnung. Den Familien Heinzen und Glasner geht es
ähnlich. Drei Fälle, die zeigen, wie schwierig die Wohnungssuche ist.

Von Nicole Kampe

 

Vor drei Wochen ist Max zur Welt gekommen,
seine Haut ist rosig, ein paar Härchen hat er auf dem Kopf. Was um ihn
herum passiert, das bekommt Max noch nicht mit. Am liebsten ist er auf
Mamas oder Papas Arm, und die große Schwester Mia (3) hat immer ein Auge
auf Max. Für Michael Barkleit (29) und seine Frau Sabrina (27) sind Max
und Mia Wunschkinder. Mia war noch nicht geboren, da plante das Paar
schon das Geschwisterchen. Damals lebten die Barkleits in Golzheim, in
einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Viel zu klein für eine Familie mit Kind.

Im Oktober 2013 zogen Sabrina und Michael Barkeleit nach Bilk,
dort fanden sie eine Wohnung mit drei Zimmern, die bezahlbar ist. Eine
große Küche haben sie und Platz im Wohnzimmer. Mia kann toben und malen
und spielen in ihrem Kinderzimmer. Nur für Max gibt es keinen Raum, die
Hälfte des Eltern-Schlafzimmers ist zum Baby-Zimmer umfunktioniert
worden. Das ist keine Dauerlösung, beide Kinder sollen ein eigenes
Zimmer haben, finden die Eltern. "Als wir hier einzogen, wussten wir
schon, dass wir nicht immer bleiben werden", sagt der 29-Jährige. Doch
eine zentrale Vier-Zimmer-Wohnung hat die Familie nicht gefunden.
Unzählige Male sind sie wegen der Kinder abgewiesen worden, Vermieter
würden kinderlose Paare, Singles oder Rentner bevorzugen. Höchstens
Familien mit einem älteren Kind. Singular. "Seit zwei Jahren schauen wir
täglich bei Immobilien-Scout nach Inseraten", sagt Sabrina Barkleit.
Sogar einer Genossenschaft ist die Familie beigetreten. Doch Anspruch
auf eine Wohnung hat man dort erst nach zwölf Jahren, bis dahin können
die Barkleits nicht warten.

Ihre Geschichte gleicht der von Familie Fiedler/Pohl, die wegen
Tochter Anna einfach keine Wohnung gefunden hat und die sich an unsere
Zeitung wandte. Auch die Barkleits sind beide berufstätig, er im
Taxi-Unternehmen, das seiner Familie gehört, sie bei einer großen
Versicherung. Und offenbar gibt es noch mehr Menschen, die in Düsseldorf
wegen ihrer Kinder keine Wohnung finden. Udo Hinzen zum Beispiel geht
es so. Der 37-Jährige lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern (drei
Jahre und acht Monate) auf 93 Quadratmetern in Golzheim. Drei Zimmer
stehen der Familie zur Verfügung, "wir hätten gerne irgendwann unser
Schlafzimmer wieder für uns", sagt Heinzen. Seit drei Jahren suchen die
Heinzens schon, sicher 30 Wohnungen haben sie besichtigt. "Viele waren
in schlechtem Zustand und gleichzeitig zu teuer, andere verlangten einen
Abschlag für eine 30 Jahre alte Küche", erzählt der Sozialpädagoge.
Weil das Wasser im Haus belastet sei, sei der Druck bei der Suche weiter
gestiegen. Die Heinzens haben schon überlegt, aus der Stadt
rauszuziehen, vielleicht ein Eigenheim zu kaufen. Aber wieder von vorne
anfangen, die Tochter aus dem Umfeld reißen, die Frau, die erst vor ein
paar Jahren nach Düsseldorf gekommen ist und sich inzwischen gut
eingelebt hat - das will Udo Heinzen nicht. Bei 1200 Euro liegt Heinzens
Schmerzgrenze für die monatliche Miete, "ich sehe auch nicht ein, 1700
Euro oder mehr für 80 bis 100 Quadratmeter zu zahlen", sagt Michael
Barkleit.

Auf ihr eigenes Schlafzimmer verzichten Patricia Glasner (36) und
ihr Mann Detlev (52) schon seit Jahren. Jede Nacht ziehen sie die
Schlafcouch im Wohnzimmer aus, damit Tochter (16) und Sohn (12) ihr
eigenes Zimmer haben. "Seit 2013 suchen wir nach einer Wohnung", sagt
Patricia Glasner, sie und ihr Mann haben beide ein festes Einkommen.
Aber Kinder wollen offenbar nur die wenigsten Vermieter. Und wenn es die
Kinder nicht sind, "dann will man uns nicht, weil die Firma meines
Mannes vor Jahren insolvent gegangen ist", sagt die 36-Jährige.

Den Familien bleibt nur, auf einen Zufall zu hoffen, auf den
Sechser im Lotto, einen Tipp. Die Ansprüche sind nicht hoch:
Vier-Zimmer-Wohnung gesucht, in der Kinder willkommen sind, es Platz
gibt für sie und sie auch mal laut sein dürfen. Und für die die Eltern
nicht an allen Ecken und Enden sparen müssen, auf alles verzichten,
damit sie sich die Miete leisten können.

Quelle: RP

2000 neue Woh­nun­gen mehr pro Jahr ge­braucht

Stu­die

Das Düs­sel­dor­fer Im­mo­bi­li­en-Mak­ler-Un­ter­neh­men Aen­ge­velt hat den Woh­nungs­be­darf bis 2040 ana­ly­siert.

Er­geb­nis
2000 neue Woh­nun­gen mehr pro Jahr als von der Stadt bis­lang ge­plant
wer­den ge­braucht. Bis 2040 wird die Stadt laut Pro­gno­se fast
680.000 Ein­woh­ner ha­ben.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/stadtteile/bilk/mehr-fam...