Ursache der kommenden Strompreiserhöhungen sind
höhere Beschaffungskosten der Energieversorger. Da die Rohstoffpreise
für Kohle und Öl am Weltmarkt gestiegen sind, mussten Versorger an der
Strombörse im laufenden Jahr etwa ein Viertel mehr bezahlen als ein Jahr
zuvor.
Dagegen trägt der Staat derzeit noch kaum dazu
bei, dass die Stromrechnung der Verbraucher weiter steigt. Dabei ist
Deutschland mit einem Staatsanteil von über 50 Prozent am Strompreis
international führend. Die Stromverbraucher finanzieren über die
EEG-Umlage und die Netzentgelte den Großteil der Energiewende.
Für einkommensschwächere Haushalte ist das häufig
eine zu große Belastung. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD
deshalb vereinbart, die Grundversorger zu verpflichten, säumigen Kunden
eine Versorgung „auf Basis von Vorauszahlungen anzubieten, wenn der
Kunde Ratenzahlungen auf Altschulden leistet oder eine eidesstaatliche
Versicherung abgegeben hat“. Das bedeutet, in diesen Fällen sollen
säumige Kunden weiter mit Strom versorgt werden. Das
Wirtschaftsministerium prüfe derzeit, was gesetzlich getan werden muss,
um diese Vereinbarung umzusetzen, heißt es in der Antwort.
„Die Kosten der Energiewende müssen gerecht
verteilt werden. Es kann nicht sein, dass leistungsstarke Unternehmen
immer noch hohe finanzielle Rabatte erhalten. Denn auch
einkommensschwache Haushalte müssen diese Industrieausnahmen auffangen“,
forderte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands
(vzbv). „Der vzbv fordert zudem, Maßnahmen, die die Energieeffizienz
steigern, gerade in einkommensschwachen Haushalten zu unterstützen.“
Dazu gehöre beispielsweise die Verbraucherberatung. „Letztlich muss auch
die Abstimmung zwischen Stromversorgern, Ämtern und unterstützenden
Hilfseinrichtungen künftig besser funktionieren, damit Haushalten nicht
mehr so häufig der Strom abgedreht wird. Denn jede Stromsperre ist eine
zu viel“, sagte Müller.
Grünen-Politiker Lehmann nannte den Anstieg der
Stromsperren besorgniserregend. „Denn Menschen geraten durch
Stromsperren in existenzielle Notlagen. Ohne Strom kann man keine warme
Mahlzeit zubereiten. Im schlimmsten Fall können die Betroffenen noch
nicht einmal warm duschen oder heizen“, sagte Lehmann. „Grundsätzlich
gilt, dass der beste Schutz gegen hohe Energiekosten ein geringer
Verbrauch ist. Doch für Menschen mit niedrigen Einkommen ist die
Anschaffung energiesparender Geräte aus finanziellen Gründen häufig
nicht möglich. Daher muss die Bundesregierung ärmere Haushalte beim
Energiesparen stärker unterstützen“, sagte Lehmann.
https://rp-online.de/politik/deutschland/stromsperren-bei-privathaushalt...