Monats-Abo statt Bußgeld – Schwarzfahrer haben die Wahl

Monats-Abo statt Bußgeld – Schwarzfahrer haben die Wahl

14.08.2015 | 06:32 Uhr

Bei der Bogestra Gelsenirchen haben Schwarzfahrer seit August die
Wahl zwischen 60 Euro Bußgeld oder einem Abo-Ticket.Foto: Stephan
Eickershoff / Funke Foto-Services

Gelsenkirchen. 60 Euro Bußgeld oder ein Abo für ein Monatsticket?
Seit August haben Schwarzfahrer, die erwischt werden, bei der Bogestra
in Gelsenkirchen die Wahl.

Die Bogestra hat die Strafe fürs Schwarzfahren erhöht. Seit August
verlangt der Verkehrsbetrieb von Pendlern ohne Ticket ein erhöhtes
Beförderungsentgelt von 60 Euro. Gleichzeitig erprobt der
Verkehrsverbund ein Pilotprojekt: Schwarzfahrer können ein Abo für ein
Monats- oder Jahresticket abschließen, die 60 Euro Strafe fürs
Ohne-Ticket-Fahren entfallen dann.

„Das Abo-Ticket muss vom Preis mindestens gleichwertig sein“, sagt
Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Zusätzlich komme dann noch eine
Bearbeitungsgebühr dazu. Seit Beginn des Projektes hätte die Bogestra
schon „einige Karten“ an Schwarzfahrer verkauft. Eine genaue Zahl könne
man aktuell aber noch nicht nennen, heißt es von Seiten der Bogestra.

Wenige Schwarzfahrer in Gelsenkirchen

Die Quote der Schwarzfahrer ist in Gelsenkirchen ohnehin sehr
gering. Nur 0,5 bis ein Prozent der Nahverkehrsnutzer fahren ohne
Ticket. „Das sind sehr wenige“, sagt die Bogestra-Sprecherin. Gründe
dafür sieht der Verkehrsbetrieb im regelmäßigen Einsatz von mehr als 100
Kundenbetreuern und im kontrollierten Vordereinsteig in Bussen. „Unser
Ziel ist es natürlich, dass keiner mehr ohne gültiges Ticket fährt“,
sagt Sandra Bruns.

Hintergrund

Zeit und Entfernung bestimmen Ticketpreise

Monatstickets gibt’s in unterschiedlichen Preiskategorien, die sich
nach Entfernung und danach richten, ob der Fahrgast vor oder nach 9 Uhr
morgens in Bus oder Straßenbahn steigt. Zwei Beispiele zum Vergleich:

Das Ticket 1000 Preisstufe A 2 (innerhalb der Stadt) kostet 50,50
Euro (vor 9 h) und 68,60 (nach 9h), in Stufe B 75 bzw. 101,90 €. Das
Ticket 2000 A 2 kostet 56,45 bzw. 76,50; für Stufe B 83,60 bzw. 110,60
Euro.

Ein Vorteil am Modellprojekt, das seit einiger Zeit auch bei der
Essener EVAG läuft: „Die Leute haben die Chance ehrlich zu werden.“
Wobei selbstverständlich nicht jeder Schwarzfahrer unehrlich sei. „Aber
Leistung kostet Geld. Das muss jedem klar sein“, sagt Sandra Bruns. Für
das Modellprojekt kommt nicht jeder Schwarzfahrer infrage: „Wir machen
das nur bei Ersttätern“, sagt Sandra Bruns. Auch ehemalige Abonnenten
werden nicht berücksichtigt.“

Noch einige Schwachstellen im Modell

Die Bogestra sieht außerdem noch einige Schwachstellen: „Was machen
wir dann mit Leuten, die das Abo dann nicht bezahlen?“ Der
Fahrgastverband Pro Bahn lobt den „intelligenten Ansatz“ der Bogestra.
„Die Unternehmen haben ja das Gestaltungsrecht. Man muss nun aber auch
überprüfen, wie nachhaltig das Modell funktioniert“, sagt Sprecher
Lothar Ebbers. Allerdings sei auch klar: „Hardcore-Schwarzfahrer lassen
sich darauf nicht ein.“

Problematisch seien allerdings die zahlreichen „versehentlichen“
oder „am System scheiternden“ Schwarzfahrer. „Die sollten nicht weiter
bestraft werden.“

Karoline Pol

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