Pressemitteilung
Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf
Düsseldorf, 18.02.2020
NRW Bündnisse fordern Genehmigungspflicht für das Umwandeln von Miet- in Eigentumswohnungen
Offener Brief an Bauministerin Scharrenbach
Auf Initiative des Düsseldorfer „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ fordern der Mieterverein Witten, der „Paritätische Wohlfahrtsverband Düsseldorf“, die „Mieter*inneninitative Europahaus Oberhausen“ , der WohnenWagen Köln und das Bündnis „Recht auf Stadt Köln“ die Bauministerin Ina Scharrenbach in einem Offenen Brief dazu auf, sich in der Landesregierung für eine Verlängerung oder Neuverabschiedung einer sogenannten Umwandlungsverordnung einzusetzen. Hintergrund ist das Auslaufen dieser Verordnung am 27.03.2020. Bisher hat die Verordnung den NRW-Kommunen die Möglichkeit gegeben, die Umwandelung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen unter bestimmten Voraussetzungen genehmigungspflichtig zu machen. Sollte die Verordnung nicht verlängert werden, wird den Städten und Gemeinden ein wichtiges Instrument genommen, um sich gegen die Verdrängung der ansässigen Bevölkerung zu wehren! Die zuständige Bauministerin Scharrenbach hat im letzten Jahr eine Überprüfung aller mietrechtlichen Landesverordnungen, darunter auch die Umwandlungsverordnung, angekündigt, das Ergebnis steht noch aus.
Von Entspannung auf dem Wohnungsmarkt kann nach wie vor keine Rede sein. Die schon hohen Mieten steigen weiter, wenn auch in den letzten Monaten etwas langsamer. Viele Menschen können sich nach Mieterhöhungen ihre Wohnung nicht mehr leisten oder ihnen wird gekündigt, weil sich ihre Wohnung als Eigentumswohnung teurer vermarkten lässt. Und weil in den besonders betroffenen Lagen kein bezahlbarer Wohnraum mehr zu finden ist, sind viele zum Wegzug aus ihrem Viertel gezwungen. Ihnen droht damit der Verlust des sozialen Umfelds. In den betroffenen Stadtvierteln kommt es zu negativen Veränderungen der Sozialstruktur, weil städtisches Wohnen immer mehr nur noch für Menschen mit höheren Einkommen erschwinglich ist.
In Düsseldorf bemüht sich daher ein breites Bündnis um ein Bürgerbegehren, damit in besonders betroffenen Stadtteilen sogenannte Milieuschutzgebiete entstehen können. In diesen Gebieten könnte die Stadt Düsseldorf dann auch auf die Umwandlungsverordnung des Landes NRW zurückgreifen.
„Die Stadt Düsseldorf, aber auch das Land Nordrhein-Westfalen müssen alles tun, damit Mieter*innen bestmöglich geschützt werden. Die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt sind weiterhin besorgniserregend. Es ist daher nicht nachvollziehbar, warum ein wichtiges Instrument zum Schutz von Mieter*innen einfach auslaufen soll.“ sagt Helmut Schneider vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf.
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung
Helmut Schneider, Sprecher Bündnis für bezahlbaren Wohnraum: 0177 624 96 65
Johannes Dörrenbächer, Sprecher Bündnis für bezahlbaren Wohnraum: 0179 569 47 17
Bündnis befürchtet Verdrängung von Mietern
Wichtige Verordnung läuft Ende März aus. Offener Brief an Bauministerin Ina Scharrenbach
Katharina Gilles
Auf Initiative des Düsseldorfer „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“
fordern der Mieterverein Witten, der „Paritätische Wohlfahrtsverband
Düsseldorf“, die „Mieterinitiative Europahaus Oberhausen“ , der
WohnenWagen Köln und das Bündnis „Recht auf Stadt Köln“ die
Bauministerin Ina Scharrenbach in einem Offenen Brief auf, sich in der
Landesregierung für eine Verlängerung oder Neuverabschiedung einer
sogenannten Umwandlungsverordnung einzusetzen.
Hintergrund ist das Auslaufen dieser Verordnung am 27. März. Bisher
hat die Verordnung den NRW-Kommunen die Möglichkeit gegeben, die
Umwandelung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen unter bestimmten
Voraussetzungen genehmigungspflichtig zu machen. Sollte die Verordnung
nicht verlängert werden, wird den Städten und Gemeinden ein wichtiges
Instrument genommen, um sich gegen die Verdrängung der ansässigen
Bevölkerung zu wehren, heißt es in der Mitteilung. Sollte die Verordnung
nicht verlängert werden, könnte es Problem etwa bei der
Milieuschutzsatzung geben. Eine solche Satzung gibt es in Düsseldorf
zwar bisher nicht, sie wird aber vehement gefordert.
Unlängst startete das Bürgerbegehren „Wohnen bleiben im Viertel“ eine
Unterschriftenaktion zur Einführung der Milieuschutzsatzung. 16.000
Unterschriften werden benötigt, damit das Anliegen im Rat thematisiert
wird. Mit dieser Satzung können etwa Modernisierungen, aber auch die
Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen genehmigungspflichtig gemacht
werden. Die Stadt könnte dabei auch auf die Umwandlungsverordnung des
Landes NRW zurückgreifen. „Die Stadt Düsseldorf, aber auch das Land NRW
müssen alles tun, damit Mieter bestmöglich geschützt werden. Die
Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt sind weiterhin besorgniserregend. Es
ist daher nicht nachvollziehbar, warum ein wichtiges Instrument zum
Schutz von Mieter einfach auslaufen soll“, sagt Helmut Schneider vom
Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf. Falle die Verordnung weg,
erschwere das den Milieuschutz, so Schneider weiter.
Auch Johannes Dörrenbächer, ebenfalls vom Düsseldorfer Bündnis, sieht
in der Verordnung ein „wichtiges Instrument für die Kommunen“, von dem
jedoch die „Gesellschaft nichts mitbekommt“.
Die Kreisgruppengeschäftsführerin der Paritätische Kreisgruppe
Düsseldorf, Iris Bellstedt, glaubt zwar, dass eine Milieuschutzsatzung
„immer noch funktionieren könnte“, aber mit dem Wegbrechen der
Verordnung die Kommune vor einer „schwierigen Situation“ stünde. „So
kann preiswerter Wohnraum schneller in Eigentumswohnungen umgewandelt
werden. Das wäre fatal.“ Auch könnten so schneller Kündigungen aus
Eigenbedarf ausgesprochen werden und Mieter verdrängt werden.
Einen ähnlichen Trend gibt es bereits, so Hans-Jochem Witzke,
Vorsitzender des Mietervereins Düsseldorf. „Mit den sehr hohen Mieten
wird hier schon viel Geld gemacht – aber noch mehr Geld gibt es, wenn
man Wohnung verkauft.“ Vor allem bei Eigentumswohnungen gebe es eine
starke Nachfrage. „Dort steigen die Preise noch drastischer an als bei
den Mieten“, so Witzke. Sollte die Verordnung wegfallen, hätte das
immense Auswirkungen für alle Mieter – gerade weil dann auch mit
Eigenbedarfskündigungen vermehrt zu rechnen sei. „Die Mieter werden so
weich geklopft und es wird so viel Druck aufgebaut, dass viele schneller
ausziehen, als sie müssten“, so Witzke. Deswegen seien sowohl die
Umwandlungsverordnungs – aber auch eine Milieuschutzsatzung – so
ungemein wichtig für die Stadt.
Bauministerin Scharrenbach hatte bereits im letzten Jahr eine
Überprüfung aller mietrechtlichen Landesverordnungen, darunter auch die
Umwandlungsverordnung, angekündigt. Das Ergebnis stehe jedoch noch aus,
so Helmut Schneider. Auch die Grünen warten auf das Ergebnis. Sie wollen
im Landtag eine Anfrage dazu stellen.
Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung Düsseldorf - 19.02.2020