Obdachlosen-Camp in Düsseldorf. Bewohner wollen zurück in illegale Hütten

 

18. November 2017 | 12.33 Uhr

Obdachlosen-Camp in Düsseldorf

Bewohner wollen zurück in illegale Hütten

Obdachlosencamp in Düsseldorf geräumt

FOTO: Hendrik Gaasterland

Düsseldorf.

Vor einer Woche räumte die Bundespolizei ein illegales Obdachlosen-Camp in
Düsseldorf-Oberbilk. Die Organisation Fiftyfifty kritisierte den Einsatz
scharf. Nun setzten sich die Parteien an einen Tisch.

Von Hendrik Gaasterland

Eine Woche ist vergangen, seit Beamte der Bundespolizei
bei einem Nachteinsatz hinter dem Amts- und Landgericht Platzverweise
gegen neun rumänische Obdachlose erteilten, die seit rund anderthalb
Jahren in einem illegalen Camp an einem Güterverkehrgleis leben.

Die Obdachlosen-Hilfsorganisation Fiftyfifty kritisierte den Einsatz der Bundespolizei scharf,
denn wie die Rumänen ihr berichteten, seien die Beamten, die mit Hunden
angerückt waren, gewaltsam vorgegangen. Türen seien eingetreten,
Fenster eingeschlagen worden. Eine Person habe einen Schlag in den
Nacken erhalten.

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Am Donnerstag fand nun ein Gespräch zwischen
Bundespolizei und Fiftyfifty statt. Die Hilfsorganisation begrüßt es,
dass die Bundespolizei den Austausch von sich aus suchte. "Ich finde es
immer noch ein hartes Stück, wie der Einsatz abgelaufen ist. Aber ich
finde es nun eine schöne Geste und gut, dass er aufgeklärt werden soll.
Man muss auch sagen, dass es dann ein sehr konstruktives Gespräch war.
Wir haben Bilder vorgelegt, die zeigten, wie das Camp vor dem Einsatz
aussah und wie die Beamten es hinterlassen haben. Ich glaube, dass die
Bilder Eindruck gemacht haben und dass auch für die Bundespolizei die
Zerstörungen schockierend waren", berichtet Streetworker Oliver Ongaro,
der bei dem Gespräch mit dabei war und eine bessere Zusammenarbeit
zwischen beiden Parteien für die Zukunft andeutet. Bei weiteren
vergleichbaren Konflikten mit Obdachlosen oder Räumungen in
Einsatzgebieten der Bundespolizei soll dann gemeinsam eingegriffen
werden - und nicht wie bei dem Nachteinsatz in der vergangenen Woche.

Aus der Welt geschafft ist das Problem hinter dem Amts-
und Landgericht aber weiterhin nicht. Wie aus Kreisen von Fiftyfifty zu
hören ist, wollen die Camp-Bewohner wieder in ihre Hütten zurückkehren,
diese wieder aufbauen. Einige hätten den Schritt zurück wahrscheinlich
bereits getan. Die Hütten seien teilweise mit Teerpappe bedeckt, hätten
kleine Öfen für den Winter, es wären vergleichbare Wohngegebenheiten wie
in den Armutsregionen in Rumänien. In städtische Obhut wollen sie
nicht, weil teilweise Familien darunter sind, die dann getrennt werden
würden.

Die Bundespolizei bestätigte das Treffen mit Fiftyfifty.
Sie will nicht nur weiterhin das Vorgehen der Beamten untersuchen,
sondern bald auch mit den rumänischen Staatsbürgern in Kontakt treten,
um eine Lösung bezüglich des illegalen Camps zu finden.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Obdachlosencamp in Düsseldorf geräumt

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/obdachlosen-camp-in-dues...