Obdachlosen-Helfer kritisieren Räumung von Camp in Düsseldorf

 

13. November 2017 | 16.05 Uhr

Rumänen lebten in Hütten

 

Obdachlosen-Helfer kritisieren Räumung von Camp in Düsseldorf

Obdachlosencamp in Düsseldorf geräumt

FOTO: Hendrik Gaasterland

Düsseldorf.

In der Nacht zu Freitag hat die Bundespolizei ein Obdachlosen-Camp in
Düsseldorf-Oberbilk geräumt. Die Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty
kann das Vorgehen der Einsatzkräfte nicht nachvollziehen. 

Von Hendrik Gaasterland

Insgesamt neun Frauen und Männer aus Rumänien
wohnen seit rund anderthalb Jahren in einfachsten Hütten direkt hinter
einem Gleis am Düsseldorfer Land- und Amtsgericht. Sie sollen
vergangenen Freitag gegen 0.30 Uhr von der Bundespolizei dazu
aufgefordert worden sein, das Camp sofort zu verlassen. Darauf machte
die Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty nun aufmerksam. Als die Bewohner
des Camps der Aufforderung nicht nachgekommen seien, sollen die Beamten
gegen 3.30 Uhr mit einem Polizeihund ohne Maulkorb zu dem Camp
zurückgekehrt sein.

Den Schilderungen der obdachlosen Rumänen zufolge sollen die
Polizisten rabiat vorgegangen sein. Sie sollen Türen eingetreten und
Scheiben eingeworfen haben, eine Person soll einen Schlag in den Nacken
bekommen haben. Die Rumänen flüchteten nach eigenen Angaben.

Viele Anwohner hatten sich in der Vergangenheit über das Camp beschwert.

Fiftyfifty kritisiert das Vorgehen der Bundespolizei

Die Obdachlosen, die teilweise in Arbeitsverhältnissen sind oder
Sozialhilfe erhalten, wohnen freiwillig in den selbst gebauten Hütten.
Eine angebotene Unterkunft in städtischer Obhut lehnten sie ab. Die
Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty, die mit den Rumänen regelmäßig in
Verbindung steht, kann das Vorgehen der Bundespolizei nicht
nachvollziehen.

Noch im Oktober habe es Gespräche mit der Deutschen Bahn gegeben,
die Eigentümerin des Grundstücks ist, auf dem das Camp steht. "Es war
klar, dass irgendwann eine Räumung stattfinden würde, weil die Bahn es
nicht dulden kann, dass die Leute immer über das Gleis zu dem Camp
laufen", sagt Sozialarbeiterin Julia von Lindern von Fiftyfifty. "Aber
es gab die Vereinbarung, dass eine Räumung mit uns zusammen gemacht
werden soll, weil wir die Leute gut kennen. So eine Nacht- und
Nebelaktion war nicht geplant, kam für uns völlig überraschend."

Die Obdachlosen schliefen in den vergangenen Tagen nun in
Schlafsäcken und auf Decken im Freien, weil sie Angst haben, abends
zurück in ihr kleines Camp zu kommen. "Aber wir wollen so schnell wie
möglich wieder hierhin zurück", sagt ein Rumäne. Fiftyfifty wollte sich
darum kümmern, ob ein anderer Zugang zum Camp möglich sei, ohne dass die
Bewohner über Gleise laufen müssen.

Bislang ist unklar, wer genau die Räumung angeordnet hat. Auch die
Gründe dafür sind nicht bekannt. Die Bundespolizei bestätigte auf
Anfrage den nächtlichen Einsatz und die Erteilung von insgesamt fünf
Platzverweisen. Die Vorwürfe der Rumänen gegen die Beamten würden "aus
eigenem Interesse" noch überprüft.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Obdachlosencamp in Düsseldorf geräumt

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/blaulicht/bundespolizei-...

 

 

Düsseldorf Hat die Bundespolizei ein Rumänen-Camp am Bahngleis verwüstet?

Scheiben eingeschlagen, Türen herausgerissen. Mihai Lupu steht vor den Überresten seiner aus Sperrmüll gebauten Hütte.

Foto: Ingo Lammert

Düsseldorf -

Düsseldorf ganz unten: In Bretterverschlägen neben einem Güterbahngleis hausen neun Menschen aus Rumänien. Das wenige, was sie haben, ist jetzt auch noch zerstört. Durch Beamte der Bundespolizei – behaupten die Rumänen. Die will den Vorwürfen jetzt nachgehen.

Armut neben Glitzerwelt

Die Glitzerwelt der Kö. Teure Pelze, dicke Autos, funkelnde Juwelen. Zwei Kilometer Luftlinie entfernt sieht Düsseldorf ganz anders aus: Zwischen ein paar Birken stehen Bretterbuden. Aus Sperrmüll zusammengezimmert. Darin ein paar Lattenroste, ein paar Matratzen, ein bisschen feuchter Teppich.

Hier, direkt neben der Güterzuglinie zwischen Düsseldorf und Köln hinter dem Gerichtszentrum in Oberbilk wohnen seit fast einem Jahr Menschen.

Lucian Cosmin Lupsor und Nicoleta Ciuli stehen vor der demolierten Tür ihrer Baracke an den Bahngleisen in Oberbilk.

Foto: Ingo Lammert

Es sind Rumänen, allesamt Roma. Schon in ihrer Heimat Ausgestoßene. „Sie leben teilweise seit sieben Jahren in Düsseldorf, einige  sind unsere langjährigen Verkäufer. Vernünftige Leute“, erklärt Oliver Ongaro von der Obdachloseninitiative „fiftyfifty“.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag verloren die Rumänen auch ihr letztes Hab und Gut. „Gegen 0.30 Uhr kamen vier Bundespolizisten und forderten die Menschen auf, zu verschwinden“, sagt „fiftyfifty“-Sozialarbeiter Ralf Brunner. Um 3.30 Uhr kehren die Polizisten zurück, diesmal mit einem Diensthund.

Vor dem "Besuch" der Bundespolizei sahen die Hütten der Rumänen so aus.

Foto: fiftyfifty

Die Rumänen flüchten Hals über Kopf. „Einer soll einen Schlag in den Nacken bekommen haben, ein anderer verletzte sich am Fuß“, sagt Brunner.

Als die Bewohner am Freitag  in ihr Camp zurückkehren, ist es total verwüstet. Türen sind eingetreten, Fensterscheiben eingeschlagen, Mobiliar und Fahrräder schwer beschädigt. War es die Bundespolizei?

"In Rumänien ist es schlimmer"

„Ich kann bestätigen, dass es einen Einsatz gegeben hat“, sagt Sprecherin Dajana Burmann. „Wir gehen den Vorwürfen nach, wollen selbst auch wissen, ob da etwas war“, sagt die Sprecherin. Im Laufe der Woche könne man eventuell Genaueres dazu sagen.

Das hilft den Roma nicht. Sie sollen auch auf Betreiben der Deutschen Bahn weg von den Gleisen. „Aber wir wissen nicht, wohin“, sagt Bewohner Nicolae Grancae. Aber eines weiß der sechsfache Vater, der seine Kinder in der Heimat durch das Verkaufen des „fiftyfifty“-Straßenmagazins durchbringt: „In Rumänien ist es noch tausendmal schlimmer.“

(exfo)

– Quelle: https://www.express.de/28839250 ©2017

  

Nächtlicher Polizeieinsatz gegen wildes Camp

Von Dieter Sieckmeyer

13. November 2017 - 17:15 Uhr

Anwohner hatten sich beschwert. In der Nacht zum vergangenen Freitag griff die Bundespolizei
dann durch. Eine Gruppe von Rumänen mussten nachts das Gelände hinter
dem Gericht verlassen. Mitarbeiter von Fifty-Fifty fanden die Aktion
unverhältnismäßig.

Aus Bretterbuden haben sich die Rumänen ein Camp neben den Bahngleisen gebaut.

Düsseldorf. Es sieht ein bisschen aus wie eine heruntergekommene Kleingartenanlage. Seit etwa einem Jahr hat sich eine

 Gruppe von Rumänen mit Bretterbuden ein Camp auf dem Bahngelände hinter
dem Amts- und Landgericht an der Werdener Straße gebaut. Mehrfach
hatten sich Anwohner beschwert. In der Nacht zum vergangenen Freitag
griff die Bundespolizei dann durch. Um 0.30 Uhr sprachen die Beamten
einen Platzverweis gegen die Bewohner aus. Um 3.30 Uhr wurde der dann
auch durchgesetzt. „Daran war auch ein Diensthund beteiligt“, erklärte
Dajana Burmann, die Sprecherin der Bundespolizei.

Fifty-Fifty findet die Aktion absolut unverhältnismäßig

Absolut unverhältnismäßig finden die Mitarbeiter von Fifty-Fifty
die Aktion. Mehrere Rumänen sind für die Obdachlosen-Initiative im
Einsatz und verkaufen das Straßenmagazin. Man sei in Verhandlungen mit
der Stadt, so Sozialarbeiterin Julia van Lindern. Es habe die Zusage
gegeben, dass eine Räumung ohne jede Absprache nicht stattfinden soll.

Warum die Bundespolizei ausgerechnet am vergangenen Freitag
anrückte, ist noch unklar. Die Rumänen behaupten allerdings, dass sie
von den vier Polizisten auch bedroht worden seien. Außerdem hätten die
Beamten Türen eingetreten und Fensterscheiben zerstört. Zu den Vorwürfen
konnte Dajana Burmann am Montag nichts sagen, man werde das aber
prüfen.

Dauerhaft bleiben können die Obdachlosen in dem Camp auf keinen
Fall. Wie die Deutsche Bahn als Eigentümer erklärt, sei das viel zu
gefährlich. Denn nur wenige Meter entfernt befinden sich die Bahngleise.

http://www.wz.de/lokales/duesseldorf/naechtlicher-polizeieinsatz-gegen-w...

 

 

NRZ 14.11.2017