Obdachlosenunterkünfte im Winter ausgelastet

 

Obdachlosenunterkünfte im Winter ausgelastet

Neue Notschlafstelle für 80 Menschen an der Graf-Adolf-Straße kommt gut an – getrennte Bereiche für Männer und Frauen

Ein Obdachlosenschlafraum an der Harkortstraße: im Winter sind die
Einrichtungen besonders gefragt.
Andreas Bretz

Seit gut einem Monat hat die Notschlafstelle an der Graf-Adolf-Straße
geöffnet und bietet damit obdachlosen Menschen in Düsseldorf eine gerade
in der kalten Zeit dringend benötigte Anlaufstelle. Seither wird die
Einrichtung von den Menschen gut angenommen, fast jede Nacht sind die
gut 80 Schlafplätze belegt. Auch die Obdachlosenhilfe Fifty Fifty lobt
das Konzept der neuen Notschlafstelle. Die Organisation hatte sich
zuletzt kritisch über den Umgang der Stadt mit Menschen ohne Wohnung
geäußert, Geschäftsführer Hubert Ostendorf findet für die neue
Einrichtung jedoch nur lobende Worte. „Was die Stadt hier geschaffen
hat, ist einfach super“, so Ostendorf in Gespräch mit unserer Redaktion.

Grund für die positive Resonanz ist vor allem das breite und
niedrigschwellige Angebot an der Graf-Adolf-Straße. Dieses richtet sich
sowohl an deutsche Staatsbürger wie auch Menschen aus anderen EU-Ländern
– damit ist das Haus auch für Menschen aus Osteuropa zugänglich, die
einen relativ großen Teil der Obdachlosen ausmachen. Es gibt getrennte
Bereiche für Männer und Frauen, auch Paare können auf Wunsch gemeinsam
übernachten. Hunde sind in der Notschlafstelle willkommen, was nicht
überall der Fall und für manche Obdachlose ein Ausschlusskriterium ist.

Gebäude ist dank Aufzug barrierefrei

Außerdem sind sowohl der Hauptbahnhof als auch Königsallee und Innenstadt
fußläufig erreichbar, Duschen und Toiletten sind in ausreichender Zahl
vorhanden, zudem ist das Gebäude durch einen Aufzug barrierefrei.

Entsprechend ist auch der Zulauf: Fast immer sind sämtliche
Schlafplätze kurz nach der Öffnung um 17.30 Uhr belegt, die Mitarbeiter
der Einrichtung müssen Teilweise Obdachlose an andere Einrichtungen
verweisen. „Vor dem Hintergrund kalter Außentemperaturen steigt
natürlich die Zahl der Nutzer der Notschlafstellen. So verzeichnet das
Amt für Migration und Integration wir für die Zeit von Oktober bis
Dezember 2019 einen Zuwachs von rund 1100 Übernachtungen.
Erfahrungsgemäß sinkt dieser Wert zum Frühjahr hin“, sagt Stadtsprecher
Volker Paulat. Je kälter das Wetter, desto mehr obdachlose Menschen
suchen nachts die Notschlafstellen auf, nach Zahlen der Stadt liegt die
Auslastung momentan bei 96,5 Prozent. Im Stadtgebiet gibt es 23
Notschlafstellen mit insgesamt 1500 Plätzen. Viele davon standen jedoch
bei Obdachlosenhelfern in der Kritik, da sie beispielsweise keine Paare
oder keine Hunde aufnahmen oder zu weit vom Stadtzentrum – auf das die
Obdachlosen für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind – entfernt liegen.

„Was die Stadt hier geschaffen hat, ist ein Beitrag zum sozialen
Frieden in Düsseldorf“, lobt Hubert Ostendorf von Fifty Fifty. Seine
Organisation hat geholfen, Obdachlose vom NRW-Forum zur Schlafstelle zu
bringen. „Wir sind noch im Lernprozess“, so Ostendorf. Gemeinsam mit der
Stadt müsse nun der Bedarf der Düsseldorfer Obdachlosen ermittelt und
das Angebot entsprechend ausgebaut werden. dsch

nrz