Soziale Ungleichheit und Armut nehmen in der EU drastisch zu:
50 Millionen Menschen in Europa fehlte im Jahr 2013 das Geld, ihre
Wohnungen zu heizen oder unvorhergesehene Ausgaben zu bestreiten – 7,5
Millionen mehr als noch 2009. Aber nicht für alle geht es bergab: Die
Zahl der Milliardäre hat sich seit 2010 auf 342 verdoppelt.
Wir dürfen Armut, Ungleichheit und die politische Vorherrschaft reicher Eliten nicht länger hinnehmen.Jörn Kalinski
Oxfam Deutschland
Das ist kein Zufall: Reiche Einzelpersonen und lobbystarke Konzerne kontrollieren die Entscheidungen der Politik
und lenken sie in ihrem Sinne. Ergebnis sind ungerechte Steuersysteme,
die in vielen Ländern die Lücke zwischen Arm und Reich vergrößern, statt
Ungleichheit abzubauen.
Deutschlands Rolle in diesem Prozess und die Folgen für Europa zeigt der Oxfam-Bericht „Ein Europa für alle“.
Weiterhin verdienen Frauen in der EU deutlich weniger als Männer.
Deutschland gehört dabei zu den vier EU-Ländern, in denen die
Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern am größten ist.
Die Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern in der EU. © Oxfam
Jörn Kalinski, Leiter der Kampagnenarbeit von Oxfam Deutschland, fordert Gegenmaßnahmen:
„Wir dürfen Armut, Ungleichheit und die politische Vorherrschaft
reicher Eliten nicht länger hinnehmen. Denn dies bedroht den sozialen
Zusammenhalt unserer Gesellschaften und langfristig die Demokratie. Wir
brauchen mehr Geld für öffentliche Dienstleistungen, Steuersysteme, die
den Armen und nicht den Reichen nutzen, sowie Standards für faire Löhne
und Arbeitsbedingungen.“
Die Bekämpfung sozialer Ungleichheit
Ob es gelingt, weltweit Armut zu bekämpfen, hängt entscheidend
davon ab, wie mit extremer sozialer Ungleichheit umgegangen wird.
Eigentlich sind genug Ressourcen für alle da – sie sind nur extrem
ungleich verteilt. Einige wenige Menschen besitzen immer mehr – und
immer mehr Menschen immer weniger:
- Nach Oxfams Recherche besitzen die 80 reichsten Menschen der
Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen –
das sind rund 3,5 Milliarden Menschen.
- Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt mehr als die restlichen 99% zusammen.
Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Reich und Arm sorgt
dafür, dass Millionen Menschen weiterhin in extremer Armut leben und
keinen Zugang zu Schulbildung und grundlegender Gesundheitsfürsorge haben.
Infografik: Steuervermeidung verhindert Bildung und Gesundheit für alle
Jetzt unterzeichnen für faire internationale Steuerregeln!
Wohlhabende Eliten beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten
Extreme soziale Ungleichheit ist nicht naturgegeben – sie ist das
Ergebnis einer Politik, die Vermögende bevorzugt und Regeln zu ihrem
Wohl setzt. Die wachsende soziale Ungleichheit untergräbt demokratische
Prozesse – in reichen wie in armen Ländern: Wohlhabende Eliten und große
Unternehmen weltweit beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten und
manipulieren wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinne. Diesen Einfluss
wollen wir zurückfahren. Stattdessen ist es notwendig, die Bekämpfung
von Ungleichheit in den Mittelpunkt zu stellen. Wir brauchen Regeln, die
es erlauben, Einkommen gerechter zu verteilen; die allen Menschen
Zugang zu Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen und das Erreichen
von Geschlechtergerechtigkeit erleichtern.
Regierungen brauchen zusätzliche Gelder
Um die soziale Ungleichheit zu bekämpfen, müssen die Regierungen in
armen und reichen Ländern soziale Leistungen ausbauen, anstatt sie zu
beschneiden. Sie müssen extreme Einkommens- und Vermögensungleichheit
reduzieren. Dafür benötigen sie zusätzliche Gelder, die sie vor allem
dann erhalten, wenn sie höhere Steuereinnahmen erzielen, indem sie für
Steuergerechtigkeit sorgen. Insbesondere die wohlhabenden
Bevölkerungsteile und international agierende Konzerne müssen ihren
fairen Anteil an der Staatsfinanzierung leisten, um die Gesellschaften
gerechter zu machen. Durch Steuervermeidung transnationaler Konzerne
entgehen armen Ländern über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr – das ist
fast so viel wie die jährliche weltweite Entwicklungshilfe (rund 130
Milliarden Dollar).