Protest gegen die Düsseldorfer Straßenordnung. Bußgeldverfahren eingestellt

 

Pressemitteilung /

Einladung zur Protestaktion / Fototermin

Düsseldorf, 25.08.2019

 

Protest gegen die Düsseldorfer Straßenordnung

Fotokünstlerin Katharina Mayer zeigt fiftyfifty-Verkäufer als lebende Skulpturen

Am Dienstag, 27.08.2019, lädt das Straßenmagazin fiftyfifty zu einer außergewöhnlichen Protestaktion um 13.00 Uhr vor das Düsseldorfer Rathaus ein. Hintergrund der Aktion ist die seit Februar 2019 neu entfachte Debatte um Bußgelder gegen obdachlose und arme Menschen. Am 21.02.2019 organisierte fiftyfifty gemeinsam mit diesen Menschen ebenfalls eine Protestkundgebung vor dem Rathaus. Anlass dafür waren vier von fiftyfifty dokumentierte Fälle zwischen November 2018 und Januar 2019, in denen obdachlose und arme Menschen auf unterschiedliche Art von immer der gleichen OSD-Streife schikaniert wurden.

Grundsätzlich zielen die ordnungsrechtlichen Maßnahmen auf Grundlage der Düsseldorfer Straßenordnung darauf ab, gesellschaftlich angeblich unerwünschte Personen durch Bußgelder von öffentlichen Plätzen fernzuhalten und die zunehmende Armut weniger sichtbar zu machen. fiftyfifty setzt mit einer Kunstaktion dagegen. Im Sinne der Idee der “sozialen Plastik” von Joseph Beuys präsentieren sich sieben Verkäufer auf dem zentralen Platz vor dem Rathaus in der Kunststadt Düsseldorf als öffentlich sichtbare, lebende Skulpturen, indem sie sich auf weiße Galerie-Sockel stellen. Die Inszenierung übernimmt die für ihre Familien- und Menschenaufstellungen berühmte Fotografie-Professorin (und ehemalige Becher-Schülerin) Katharina Mayer. “Die Kunstaktion ist ein Protest gegen Willkür und Vertreibung. Es ist beschämend für die Kunststadt Düsseldorf, dass obdachlose Menschen, wenn sie Teil einer Kunstaktion mit einem berühmten Künstler wie etwa Thomas Struth sind, höchste Anerkennung erfahren, ansonsten aber Vertreibung, Missachtung, Diskriminierung und sogar Kriminalisierung.”, so fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf, der die Idee zu dieser Art der Demonstration hatte.

Die vier von fiftyfifty skizzierten Fällen sind dabei nur die Spitze des Eisberges. “Die Stadt Düsseldorf hat ein Rechtsstaatproblem”, so Ostendorf angesichts auch des jüngsten Falles, bei dem ein Bußgeldverfahren gegen einen fiftyfifty-Verkäufer wieder einmal gerichtlich eingestellt wurde. Somit wurden alle veröffentlichten Fälle, bei denen der Einspruch noch möglich war, zu Gunsten der Betroffenen entschieden. Die Kosten für die Verfahren wurden der Staatskasse auferlegt. „Unsere Rechtsauffassung wurde in unterschiedlichen Fällen vom Amtsgericht Düsseldorf bestätigt“, sagt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin bei fiftyfifty. „Wir fordern die Stadt nun auf, die Straßenordnung endlich anzupassen und den § 6 der Düsseldorfer Straßenordnung ersatzlos zu streichen.“

Protestaktion vor dem Rathaus

Dienstag, 27.08.2019, 13.00 Uhr

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Hubert Ostendorf: 0176 – 21 43 23 08

Julia von Lindern: 0179 - 920 88 79

 

 

Kunst als Protest : Kunst als Protest Fotokünstlerin inszenierte Fifty-Fifty-Verkäufer auf Podesten

27. August 2019 um 17:28 Uhr

Protest gegen die DŸsseldorfer Stra§enordnung FotokŸnstlerin Katharina Mayer zeigt fiftyfifty-VerkŠufer als lebende Skulpturen. Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Düsseldorf Die Macher von Fifty-Fifty gestalteten mit Künstlerin Katharina Mayer und einer Reihe von Straßenmagazin-Verkäufern eine besondere, weil künstlerisch aufgeladene, Protestaktion vor dem Rathaus.

 

Bei sengender Mittagssonne gestalteten die Macher von Fifty-Fifty mit einer Reihe von Straßenmagazin-Verkäufern eine besondere, weil künstlerisch aufgeladene, Protestaktion vor dem Rathaus. Unter der Federführung der Künstlerin Katharina Mayer ließen sich Verkäufer zu lebendigen Standbildern oder Skulpturen inszenieren. Auf weißen Sockeln, auf denen sonst Kunstwerke in Museen und Galerien präsentiert werden, stand die bunt gemischte Gruppe für wenige Minuten für Fotos Pose. Relativ unbeachtet von Passanten, war das Schauspiel auch wegen der großen Hitze nur von kurzer Dauer. Anbei erläuterten die Macher des Projekts den Hintergrund mittels Lautsprecher: Protest gegen Bußgelder gegen obdachlose und arme Menschen, gegen Schikanen seitens des OSD und für die Streichung des Paragraphen 6 der Düsseldorfer Straßenordnung, wie man erklärte. (Foto: Melanie Zanin)https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/fotokuenstlerin-inszenierte-fifty-fift...

Düsseldorf: Lebende Skulpturen klagen den Umgang mit Obdachlosen an

Einige Passanten schauten irritiert über die Kunstinstallation, die
am Dienstagmittag vor dem Düsseldorfer Rathaus aufgebaut wurde. Elf
Obdachlose und fünf Hunde hatten sich auf dem Marktplatz auf
Galerie-Sockel gestellt. Fotografie-Professorin Katharina Mayer hielt
die Szene fest. Die Botschaft der Aktion: „Gegen Vertreibung Düsseldorf
gehört allen“. Später erläuterten die Darsteller ihre Erfahrungen und
erhielten Beifall.

Gegen Diskriminierung und für Toleranz - davon träumen viele Obdachlose

Von den Sockeln geklettert erzählten im anschließenden Pressegespräch viele
der fiftyfifty-VerkäuferInnen, wie sie ausgegrenzt und sich oft von den
Mitarbeitern des Ordnungs- und Service Dienstes schlecht behandelt
fühlen. Dirk, der seit einigen Jahren auf der Straße lebt, wurde von
zwei OSD'lern aus einer öffentlichen Toilette gezerrt, seine Sachen
durchsucht und in den Dreck geschmissen. Kö-Peter hört von vielen
Obdachlosen, wie sie von ihren Lagerstätten vertrieben werden und die
OSD'ler dabei menschenverachtend vorgehen. Er hat Thomas Geisel damals
bei seinem Wahlkampf unterstützt, doch auf Hilfe gegen seine Mitarbeiter
wartet er vom Stadtoberhaupt bisher vergebens. Gisa, die an einem
Methadonprogramm teilnimmt, berichtet von Vertreibungen, nur weil sie
sich mit Gleichgesinnten an öffentlichen Plätzen trifft. Alle stellen
die gleiche Frage: „Wer schützt uns vor Menschen in Uniform?“

Gericht weist OSD in die Schranken

 

 

Dass die Mitarbeiter des OSD oft über das Ziel hinausschießen haben die Streetworker von fiftyfifty anhand verschiedener Vorfälle dokumentiert. Im Februar waren sie mit vier Fällen an die Öffentlichkeit gegangen, bei denen sich zwei OSD'ler aus Sicht der Obdachlosen besonders durch Schikane hervorgetan hatten. Die Stellungsnahme der Stadt zu alle vier Fällen beschied den Mitarbeitern ordnungsgemäßes Vorgehen. Das sah das Gericht anders, denn nach abgelehnten Einsprüchen gegen die Bußgeldbescheide beschritten die Obdachlosen mit Unterstützung von fiftyfifty den Rechtsweg. Die Verfahren wegen eines beschlagnahmten Hundes, das angeblich aggressive Betteln auf dem Weihnachtsmarkt, lagern im Hofgarten und auch gegen einen Streetworker wurden von Richtern eingestellt. „Unsere Rechtsauffassung wurde in unterschiedlichen Fällen vom Amtsgericht Düsseldorf bestätigt“, sagt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin bei fiftyfifty. „Wir fordern die Stadt nun auf, die Straßenordnung endlich anzupassen und den § 6 der Düsseldorfer Straßenordnung ersatzlos zu streichen.“

 

Hubert Ostendorf erklärt die Aktion auf dem Rathausplatz

Ist Straßenordnung zeitgemäß?

Die
Forderung der Obdachlosen und der Streetworker ist die Überarbeitung
der Straßenordnung der Stadt Düsseldorf, die Grundlage für das Handeln
des OSD ist. Aus Sicht von fiftyfiftyzielt die Straßenordnung darauf ab,
gesellschaftlich angeblich unerwünschte Personen durch Bußgelder von
öffentlichen Plätzen fernzuhalten und die zunehmende Armut weniger
sichtbar zu machen.

“Die Kunstaktion ist ein Protest gegen Willkür
und Vertreibung. Es ist beschämend für die Kunststadt Düsseldorf, dass
obdachlose Menschen, wenn sie Teil einer Kunstaktion mit einem berühmten
Künstler wie etwa Thomas Struth sind, höchste Anerkennung erfahren,
ansonsten aber Vertreibung, Missachtung, Diskriminierung und sogar
Kriminalisierung”, so fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf, der
die Idee zur Aktion auf dem Rathausplatz hatte.