Reallöhne in Deutschland steigen wieder

22. Dezember 2014

Reallöhne in Deutschland steigen wieder

Dank niedriger Inflatoion füllt sich das Portemonnaie der Arbeitnehmer.Foto: dpa

Deutschlands Arbeitnehmer haben deutlich mehr Geld in der Tasche. Dank
der niedrigen Inflation steigen in diesem und wohl auch im nächsten Jahr
die Reallöhne kräftig. Die sinkenden Energiepreise helfen.

Deutschlands Arbeitnehmer können sich in der nächsten Zeit mehr leisten,
denn ihre Gehälter steigen schneller als die Verbraucherpreise.
Das Statistische Bundesamt stellte für das dritte Quartal 2014
den stärksten Anstieg der Reallöhne seit drei Jahren fest und rechnet
wegen der anhaltend niedrigen Inflation auch für das Gesamtjahr mit
einem deutlichen Plus. An den grundsätzlichen Bedingungen dürfte
sich auch im kommenden Jahr nichts ändern.

Im dritten Quartal 2014 lagen die realen Löhne um 1,8 Prozent über dem
Niveau des Vorjahres, wie die Statistiker am Montag in Wiesbaden
mitteilten. So kräftig hatte die Kennzahl, die sich aus dem
Bruttoentgelt abzüglich der Preissteigerung errechnet, seit dem zweiten
Quartal 2011 (+1,9 Prozent) nicht mehr zugelegt.

Das reale Plus ist vor allem der niedrigen Inflation zu verdanken: Die
Verbraucherpreise legten in dem Zeitraum nur um 0,8 Prozent zu, während
die Nominallöhne im dritten Quartal 2014 um 2,6 Prozent höher waren als
im Vorjahresquartal. Damit zeichnet sich ein deutlicher Reallohngewinn
für das Gesamtjahr ab, berichtete das Bundesamt weiter. Nach neun
Monaten ist ein Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
aufgelaufen.

Besonders die sinkenden Energiepreise
drücken die Inflation: So reduzierte sich der Heizölpreis von seinem
diesjährigen Höchststand von mehr als 84 Euro für 100 Liter auf rund 60
Euro. Die Benzinpreise mit Steuern gingen um 28 Cent je Liter zurück.
Laut Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sparten die Deutschen gegenüber
2013 schon insgesamt rund fünf Milliarden Euro an der Tankstelle.

Auch Strompreis sinkt

Die niedrige Inflation wird nach Einschätzung von Experten auch im
kommenden Jahr anhalten. Dafür spricht auch ein sinkender Strompreis:
Nach 14 Jahren mit insgesamt steigenden Preisen senken viele Versorger
Anfang 2015 erstmals wieder die Preise. Nach einer Marktübersicht des
Vergleichsportals Check24 haben insgesamt 321 Grundversorger für das
erste Quartal 2015 Preissenkungen angekündigt. Rund 16 Millionen
Haushalte können sich demnach über billigeren Strom freuen.
Durchschnittlich müssen diese Stromkunden künftig 2,4 Prozent weniger
für die Energie aus der Steckdose bezahlen.

Seit 2010 steigen die Reallöhne in Deutschland relativ kontinuierlich, mit
einer kleinen Delle im vergangenen Jahr. Da gab es wegen gestrichener
Prämien und Boni einen leichten Reallohnverlust von 0,1 Prozent. Die
Tariflöhne waren derweil weiter gestiegen.
Grundsätzlich verteuern höhere Reallöhne die Produktion von Exportgütern,
schaffen aber auf der anderen Seite bei einer weiter guten Entwicklung des
Arbeitsmarkts auch die Grundlage für einen stärkeren privaten Konsum.

Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer verdiente in Deutschland im dritten
Quartal 2014 ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3541 Euro brutto im
Monat. Die höchsten Durchschnittsverdienste gab es bei Banken und
Versicherungen mit 4723 Euro sowie im Bereich Information und
Kommunikation mit 4675 Euro. Der niedrigste Bruttomonatsverdienst wurde
im Schnitt im Gastgewerbe mit 2119 Euro gezahlt. (dpa)

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