Seit 1. August kostet Schwarzfahren 60 statt 40 Euro – rund 3000 Sünder.

 

Schwarzfahren ist kein Kavaliersdelikt

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Von René Schleucher

Seit 1. August kostet Schwarzfahren 60 statt 40 Euro – rund 3000 Sünder mussten schon tiefer in die Tasche greifen.

 

Die Rheinbahn-Kontrolleure sind meisten in Zweier- oder Viererteams unterwegs. Archiv

 

Sergej Lepke

Die Rheinbahn-Kontrolleure sind meisten in Zweier- oder Viererteams unterwegs. Archiv

Düsseldorf. Bus- und
Bahnfahren ohne Ticket ist kein Kavaliersdelikt: Würden alle
Schwarzfahrer ein Einzelticket kaufen, hätte die Rheinbahn jedes Jahr
Mehreinnahmen in Höhe von gut zehn Millionen Euro. Um den Druck auf
Sünder zu erhöhen, gilt seit dem 1. August ein höheres Bußgeld: Wer ohne
Ticket erwischt wird, muss 60 statt 40 Euro zahlen. Allein in den
ersten zwei Wochen wurde schon 1800 Mal das so genannte „Erhöhte
Beförderungsentgelt“ fällig, aktuell sind es rund 3000 Fälle.

Diese Zahl bewegt sich im Rahmen
des Üblichen: Die Rheinbahn geht davon aus, dass rund zwei Prozent aller
Fahrgäste ohne gültige Fahrkarte unterwegs ist. Konkret: Bei 2,6
Millionen Kontrollen gab es 53 000 Beanstandungen. Dass diese Quote
durch den Aufschlag beim Bußgeld sinken könnte, darüber macht man sich
keine Illusionen. Die Erhöhung sei zwar fällig gewesen – die letzte
erfolgte vor zwölf Jahren –, werde aber nicht zu einer niedrigeren
Schwarzfahrerquote führen.

Denn es scheint, dass manche Sünder
völlig unbelehrbar sind. Das merkt die Rheinbahn etwa in den
Wochenendnächten. Als vor einigen Jahren auffiel, dass die
Schwarzfahrerquote zu diesen Zeiten bei bis zu 13 Prozent liegt,
reagierte das Unternehmen. Erst mit Schwerpunktkontrollen, dann mit
regelmäßigen Standardkontrollen. „Zurzeit haben wir nachts an den
Wochenenden immer acht Leute draußen – und trotzdem liegt die Quote
immer noch bei sieben Prozent“, sagt Sachgebietsleiter Hermann Hamacher.
„Zum Teil erwischen wir die jungen Leute auf dem Weg zur Party – und
auf dem Rückweg gleich wieder.“

Ein weiterer Trend
sorgt beim obersten Rheinbahn-Kontrolleur für Erstaunen: „Bei den
nächtlichen Kontrollen tun sich Frauen besonders hervor – auch bei den
Handgreiflichkeiten.“ Dass Erwischte unflätig werden oder gar körperlich
aggressiv, komme immer wieder vor. Eine signifikante Steigerung in dem
Bereich kann Hamacher aber nicht feststellen.

Der klassische Ablauf einer
Fahrkartenkontrolle geht so: Die Kontrolleure sind meist in Zweier- oder
Viererteams unterwegs. Sie steigen jeweils in der ersten und der
letzten Tür einer Bahn zu. Dann beginnt die Kontrolle – den Blick stets
zum Kollegen gerichtet. Einerseits, um zu helfen, wenn es Ärger gibt.
Andererseits um im Blick zu behalten, wer sich der Kontrolle entziehen
will.

Und es gibt immer
wieder Schlauberger, die nicht in Ermangelung von Fahrgeld ticketlos
fahren, sondern das Ganze als eine Art Sport betrachten. So gab es den
Versuch von notorischen Schwarzfahrern, sich per Facebook gegenseitig
vor Kontrolleuren zu warnen. „Das funktioniert aber nicht“, sagt
Hamacher, „dafür wechseln unsere Leute viel zu schnell die Fahrzeuge.“

Was die Strafen
angeht, ist man konsequent: Wer mehrfach erwischt wird, muss mit einer
Anzeige rechnen, in Extremfällen sind Schwarzfahrer sogar schon zu
Haftstrafen verurteilt worden (siehe Info-Kasten rechts). Und auch bei
den 60 Euro versteht das Unternehmen keinen Spaß: „Ab der ersten Mahnung
werden die Forderungen an Drittunternehmen verkauft“, sagt
Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander.

http://www.wz-newsline.de/lokales/duesseldorf/schwarzfahren-ist-kein-kav...

 

 

Rheinbahn-Kontrolleure: „Sammler, aber keine Jäger“

Von René Schleucher 28.8.15

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Ticket-Kontrolleuren.

Sind die Kontrolleure eigentlich Mitarbeiter der Rheinbahn?

Jein, rund die Hälfte der insgesamt
etwa 80 Kontrolleure in Düsseldorf sind direkt bei der Rheinbahn
angestellt. Die andere Hälfte arbeitet bei den Service-Unternehmen Klüh
oder Dussmann, bei denen die Rheinbahn die Kontroll-Leistung einkauft.

Bekommen die Kontrolleure Prämien für erwischte Sünder?

Nein. Das entspräche auch nicht dem
Selbstverständnis. Rheinbahn-Sachgebietsleiter Hermann Hamacher erklärt:
„Wir sind Sammler, aber keine Jäger.“ Soll heißen: Die Kontrolleure
sammeln gültige Tickets und machen nicht gezielt Jagd auf Schwarzfahrer.
Hamacher: „Genau genommen verliere ich bei jeder Beanstandung, die ich
aufnehmen muss, Zeit für die eigentliche Arbeit.“ Rheinbahn-Sprecher
Eckhard Lander erklärt das so: „Unsere Leute sind vornehmlich nicht dazu
da, Sünder zu erwischen – sondern um die Zahlungsmoral hoch zu halten.“

Sind die Kontrolleure auch für schwierige Situationen geschult?

Ja, es gibt regelmäßige Deeskalationstrainings, u.a. mit Psychologen und Polizeiausbildern.

Sind die Mitarbeiter in Berufs- oder in Privatkleidung unterwegs?

In den 90er-Jahren war es eine
zeitlang tatsächlich so, dass die Kontrolleure Dienstkleidung trugen,
nämlich Rheinbahn-Uniformen. Das wurde aber zugunsten des
Überraschungseffektes wieder abgeschafft. Heute sind die Mitarbeiter in
Zivil unterwegs, also in ihrer eigenen Kleidung. Dafür gibt es Vorgaben:
sauber, adrett und nicht schlampig sollen Klamotten aussehen.

Werden gezielt Mitarbeiter eingesetzt, die Fahrgäste nicht als Kontrolleure einschätzen würden?

Nein. Gelegentlich
wird zwar der Verdacht geäußert, die Kontroll-Truppe sei absichtlich so
zusammen gestellt, dass Fahrgäste im Traum nicht darauf kommen würden,
dass gerade diese Menschen Kontrolleure sind. Tatsächlich aber handelt
es sich womöglich um die Folge eines anderen Umstandes: Die Mitarbeiter
der beauftragten Fremdfirmen sind in der Regel recht jung. Was
entsprechende Folgen beim Klamotten-Stil und manchmal auch auf die Art
hat. Zu jung aber sollen die Mitarbeiter auch nicht sein. Hamacher: „Ein
bisschen Lebenserfahrung sollte schon dabei sein.“

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