Senioren fordern günstige Wohnungen.

 

31. August 2017 | 00.00 Uhr

Düsseldorf

 

Senioren fordern günstige Wohnungen

Düsseldorf.

Immer
mehr Düsseldorfer sind im Alter auf staatliche Unterstützung
angewiesen. Seniorenrat und Wohlfahrtsverbände fordern neue Konzepte für
die Problem-Themen günstiger Wohnraum, kulturelle Teilhabe und
Pflegeplätze.

Von Jörg Janssen und Sonja Schmitz

 

Die Zahl der Senioren, die in Düsseldorf auf
staatliche Hilfe angewiesen sind, um über die Runden zu kommen, steigt
kontinuierlich. Der Seniorenrat fordert deshalb neue Konzepte und
Strategien im Kampf gegen Altersarmut und Alterseinsamkeit. Der Antrag
auf eine Fachkonferenz, die sich diesen Themen widmet, wurde gestern im
Sozialausschuss einstimmig angenommen. Die wichtigsten Daten und Fakten
im Überblick.

Grundsicherung Mehr als sieben Prozent der
älteren Düsseldorfer sind inzwischen auf Geld vom Sozialamt angewiesen.
"Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr, aber die eigentliche Welle an
Altersarmen kommt erst noch auf uns zu", sagt Hartmut Mühlen (Grüne),
der dem Seniorenrat angehört und den Arbeitskreis "Altersarmut und
Alterseinsamkeit" leitet. Dabei seien die offiziellen Zahlen kaum mehr
als ein Anhaltspunkt. "Viele schämen sich, gehen nicht zum ,Amt', obwohl
sie Ansprüche haben", sagt der 73-Jährige.

Gespaltene Stadt Mit Sorge blickt die
Interessenvertretung der Älteren auf die soziale Spaltung der Stadt. "In
Flingern beziehen 21 Prozent der Menschen ab 65 Jahren Grundsicherung,
in Angermund ist es gerade einmal ein Prozent", sagt Mühlen und fügt
selbstkritisch hinzu: "Auch wir als Seniorenrat hätten das Thema früher
erkennen müssen."

Forderungen Altersgerechte Quartiere, besondere
Wohnprojekte und mehr öffentlich geförderter Wohnraum stehen auf der
Liste der Forderungen an die Stadtplaner ganz oben. "Es darf nicht dazu
kommen, dass sich Menschen den Theaterbesuch oder die Teilnahme an einer
geselligen Runde nicht mehr leisten können, weil sie ihr gesamtes
Einkommen für Lebensmittel und Miete einsetzen müssen", sagt Mühlen.
Weitere denkbare Stellschrauben: ein günstigeres Sozialticket sowie
weitere Ermäßigungen im kulturellen Bereich. "Natürlich hat eine Kommune
keinen Einfluss auf das Rentenniveau, aber an lokalen Stellschrauben
kann sie drehen."

Angebote Sozialdezernent Burkhard Hintzsche steht
der geplanten Fachkonferenz positiv gegenüber. "Mit 31 Zentren plus für
Senioren, dem Düsselpass, dem Behindertenfahrdienst, dem Friedhofsmobil
und dem Kulturherbst verfügt Düsseldorf über eine gute Infrastruktur,
die wir im Dialog mit den Senioren weiterentwickeln wollen", sagt er.

Altengerechte Stadtplanung So wie bei der Planung
von neuen Wohnquartieren auch der Bedarf an Kita- und Schulplätzen
einkalkuliert wird, sollte die Stadt künftig noch stärker den Bedarf für
ältere Menschen miteinbeziehen. Das ist eine von zehn
Handlungsempfehlungen der Liga Wohlfahrt, die die Düsseldorfer
Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt und DRK
vertritt.

Pflege Zwar funktioniere die Zusammenarbeit mit
der Stadt sehr gut, sagt Liga-Sprecher und DRK-Geschäftsführer Stefan
Fischer, aber angesichts fehlender Plätze in der stationären und
ambulanten Pflege, dem Bevölkerungswachstum in Düsseldorf sowie des
demografischen Wandels sei ein Umdenken nötig. Bei Neubauprojekten
wünschen sich die Verbände, dass dort Wohnungen für die ambulante
Altenpflege vorgesehen werden. Dazu sei eine finanzielle Förderung nötig
und ein Abbau von Bürokratie. Angesichts der Knappheit und der hohen
Preise von Grundstücken drohe der nötige Ausbau sonst zu misslingen.
Derzeit stehen 5300 stationären 120 Pflegeplätze in Wohngemeinschaften
gegenüber. Fischer fordert, das Angebot zu erweitern. So sei es in der
ambulanten Pflege für berufstätige Angehörige wichtig, dass die
Einrichtungen auch an den Wochenenden geöffnet seien.

 

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/senioren-fordern-guensti...