Sicherheit in der Altstadt – Stadt will von St. Pauli lernen

 

14. Juli 2016 | 09.33 Uhr

Düsseldorf

 

Sicherheit in der Altstadt – Stadt will von St. Pauli lernen

Raub, Betrug, Diebstahl: Kriminalität in der Altstadt

FOTO: Christoph Göttert

In Sicherheitskreisen gelten die Konzepte, mit denen die Hamburg den Kiez

 rund um die Reeperbahn im Griff hat, als erfolgreich. Polizei und
Ordnungsbehörden aus Düsseldorf wollen sich jetzt davon überzeugen.

Von Stefani Geilhausen und Denisa Richters

 

Erlebnishungrige Menschenmassen, reichlich
Alkohol, Rocker, Diebe und Drogen - die Probleme auf St. Pauli sind
denen an der längsten Theke der Welt durchaus ähnlich. Weil Hamburgs
Lösungswege aber erfolgversprechend scheinen, wollen der Düsseldorfer
Ordnungsdezernent Stephan Keller und Polizeipräsident Norbert Wesseler
sich am Donnerstag und Freitag ein Bild davon machen. Mit dabei sind
neben den Chefs von Altstadtwache, Stadtmarketing und OSD auch Vertreter
der Altstadtwirte, die morgen von Hamburgs Innensenator Andy Grote
empfangen werden.

Wie die Düsseldorfer Altstadt ist auch die Reeperbahn ein
Touristenmagnet. Die 0,85 Quadratkilometer große Partymeile der
Hansestadt ist aber auch als "ständiges Gefahrengebiet" ausgewiesen, in
dem Waffen- und Glasflaschenverbote dauerhaft gelten. Über zwölf
Videokameras behalten die Beamten der Davidwache die Szene im Blick -
allerdings erst, seit es dort in der Silvesternacht wie in Düsseldorf
und Köln zu massiven Übergriffen kam. Bis dahin waren die Kameras nach
einer Anwohnerklage abgeschaltet gewesen. Jetzt sind sie zumindest an
den Wochenenden wieder scharf geschaltet, allerdings mit begrenztem
Schwenkbereich, um die Privatsphäre der Anwohner zu wahren.

Wie in der Altstadt wird seit den Silvesterübergriffen auch in St.
Pauli die Kiez-Polizei an den Wochenenden durch Bereitschaftspolizisten
verstärkt. In Hamburg kommen dann auch die in Düsseldorfs erstmals beim
Karneval genutzten mobilen Kameras zum Einsatz. An den Wochenenden
herrsche dort "die höchste Polizeidichte Deutschlands", sagt Frank
Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde.

Gleichwohl sind auch in Hamburg die Ressourcen knapp: In anderen
Stadtbezirken reicht das Polizei-Personal nicht mehr, um alle
Streifenwagen zu besetzen. Dem will der Stadtstaat in den kommenden fünf
Jahren mit 300 neuen Stellen abhelfen, 8000 Beamte werde die Polizei
bis dahin haben. "Wenn die Stadt an Einwohnern wächst, muss auch die
Polizei wachsen", sagt Reschreiter.

Der Prozess, der den Kiez sicherer machen soll, habe vor etwa zehn
Jahren begonnen. Am wichtigsten und erfolgreichsten sei ein starkes
Netzwerk der Akteure vor Ort: Polizei, Ordnungskräfte, Einzelhändler,
Bürgervereine, Sozialverbände säßen regelmäßig gemeinsam am Runden
Tisch, Türsteher und Davidwache pflegten einen guten Kontakt. Und durch
konsequentes Durchgreifen habe die Polizei den Revierkämpfen von
Rockerbanden ein Ende bereitet. Die Polizei werde "nicht als Störfaktor
wahrgenommen, sondern ist als Teil des Ganzen akzeptiert", so
Reschreiter. Nur die Rollenverteilung müsse "gelegentlich neu
klargestellt" werden.

Dass das Quartier zum "Business Development District" wurde, ist
zwar der traditionell starken linken Szene ein Dorn im Auge, die
Gentrifizierung befürchtet. Der Sprecher der Innenbehörde versichert
aber, dass die Bürger bei den Umstrukturierungen im Viertel beteiligt
würden, die letztlich auch der Sicherheit dienten. Und die habe
Priorität, denn: "Ohne Sicherheit keine Freiheit".

Unkonventionelle Wege beschreitet Hamburg auch: So wird im Bereich
des Hauptbahnhofs seit vielen Jahren die Drogenszene mit klassischer
Musik beschallt - ein Konzept mit starker Wirkung. "Es darf aber nicht
nur um Verdrängung gehen", sagt Reschreiter. Vor allem müssten
Hilfsangebote gemacht werden, um die Drogenproblematik an der Wurzel zu
packen.

Raub, Betrug, Diebstahl: Kriminalität in der Altstadt

FOTO: Christoph Göttert

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/sicherheit-in-der-altsta...