Studie: Wohnungsbau in Deutschland geht am Bedarf vorbei
Erstellt 19.08.2015
In den Großstädten werden zu wenig Wohnungen gebaut, auf dem Land zu viele. Foto: Daniel Naupold
Köln –
In deutschen Metropolen entstehen nach einer neuen
Studie zu wenige Wohnungen, während auf dem Land zum Teil zu viel gebaut
wird.
Bundesweit seien im vergangenen Jahr rund
245 000 Wohnungen geschaffen worden, erklärte das Institut der deutschen
Wirtschaft (IW), das die Studie erstellt hat, am Mittwoch im Köln. Nur
66 000 davon seien aber in den Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern
entstanden.
Geschätzt würden dort deutlich mehr
benötigt, nämlich 102 000. Zu viele Wohnungen gibt es dem Institut
zufolge hingegen in einigen ländlichen Regionen wie der Eifel, dem
Schwarzwald oder Teilen Ostdeutschlands.
Der
Studie liegt eine Hochrechnung zugrunde, wie viel neuer Wohnraum künftig
wo in Deutschland benötigt wird. Die Autoren schauen sich dabei unter
anderem den Zeitraum 2015 bis 2020 an. Mit Blick auf ganz Deutschland
kommen sie zu dem Ergebnis, dass der Wohnungsbau dem künftigen Bedarf
hinterherhinkt.
«Aktuell brauchen wir mehr
Wohnungen, als wir tatsächlich bauen», sagte Mitautor Michael
Voigtländer. Von 2015 bis 2020 müssten demnach pro Jahr etwa 266 000
Wohnungen gebaut werden - also mehr als zuletzt 2014. Die Lücke hat
demnach Auswirkungen auf die Verbraucher. «Das erklärt letztlich, warum
die Preise so stark steigen», sagte Voigtländer.
Besonders
groß sind die Probleme in den Großstädten. Nur in wenigen passen
Bautätigkeit und Bedarf der Studie zufolge annähernd zusammen - etwa in
Düsseldorf, Bremen, Essen und Dortmund. In Berlin, München, Hamburg,
Köln oder Frankfurt am Main klaffen hingegen Lücken. Allein Berlin
bräuchte demnach bis 2020 jährlich fast 20 000 neue Wohnungen. Gebaut
wurden 2014 aber weniger als 9000.
Ein Hauptgrund
für den Mangel in den Großstädten seien fehlende Bauflächen, sagte
Voigtländer. «Die Bauflächen fehlen, die Investoren sind schon da.» Er
brachte als Ausweg auch neue Wohnhochhäuser ins Spiel - Deutschland sei
da noch sehr zurückhaltend. Zudem lägen in den Städten auch zum Teil
noch Flächen brach.
Ein anderes Bild zeichnen die
Autoren vor allem für einige ländliche und strukturschwache Regionen.
Dort werde oft zu viel und am Bedarf vorbei gebaut. Grund dafür sei,
dass die Kommunen großzügig neues Bauland ausweisen würden, um Einwohner
und Unternehmen anzulocken. Viele Menschen bauten dann lieber neu,
statt bestehende Häuser zu beziehen. An anderer Stelle stünden Häuser
dann leer.
In diesen Kommunen müssten Anreize
geschaffen werden, damit mehr Leute in innere Ortsteile ziehen würden
und sich die Region nicht zersiedle, heißt es in der Studie. Gehe die
Entwicklung so weiter, drohten weiter steigende Preise in vielen
Ballungsräumen und noch mehr Leerstand auf dem Land. (dpa)
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