UDE: Ein kritischer Rückblick auf "Hartz IV"

Zehn Jahre Grundsicherung für Arbeitsuchende

Ein kritischer Rückblick auf "Hartz IV"

Matthias Knuth

Kurz gefasst

  • Vor zehn Jahren trat Hartz IV – das "Vierte Gesetz für Moderne
    Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" – in Kraft. Die Arbeitsmarktpolitik in
    Deutschland sollte damit effizienter, die Vermittlung in Arbeit
    schneller werden. Die vielgepriesene große Sozialreform müsste heute
    allerdings dringend selbst reformiert werden. Denn Fehler bei der
    Umsetzung, soziale Härten für die Betroffenen und Fehlallokationen auf
    dem Arbeitsmarkt sind Teil der Folgen.
  • Das "Deutsche Jobwunder" der letzten Jahre ist weniger den
    Hartz-Reformen als vielmehr dem demografisch bedingten Rückgang der
    Bevölkerung im Erwerbsalter, der Verteilung der Arbeit auf mehr Köpfe
    und rekordmäßigen Exportüberschüssen zu verdanken.
  • Die Vermittlung in Arbeit wurde beschleunigt, da Arbeitslose aus
    Angst vor dem Abstieg in Hartz IV fast jeden – auch schlechteren – Job
    annehmen müssen. Gleichzeitig wird aber der Wechsel des Arbeitsplatzes
    behindert. Die Fluktuation am Arbeitsmarkt insgesamt hat sich
    verringert, auch wegen der gesunkenen Einstiegslöhne, die einen
    Arbeitgeberwechsel unattraktiv machen, und prekärer
    Beschäftigungsformen, wenn Stellenangebote nur befristet oder als
    Leiharbeit zur Verfügung stehen.
  • Die Mittel für die Förderung von Arbeitslosen sind weitaus stärker
    gekürzt worden als die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist.
    "Aktivierend" wirkt das neue Regime der Arbeitsmarktpolitik auf die
    besser qualifizierten, gesunden und nur kurzzeitig Arbeitslosen.
    Diejenigen, die übrig bleiben, benötigten eigentlich mehr Förderung,
    eine "Arbeitsmarktpolitik der Befähigung".

 
IAQ-Standpunkt 2015-01 als PDF

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