Vermögen der Milliardäre auf historischem Höchststand

 

Aus: Ausgabe vom 27.10.2018, Seite 1 / Titel

Reichtum ohne Grenzen

Vermögen der Milliardäre auf historischem Höchststand. Die meisten Neuen im Klub sind Chinesen

Von Milan Nowak
Die immergleiche Symbolik des kapitalistischen Reichtums: Ein Porsche im Moskauer Jachthafen

Im Jahr 2017 wuchs das Vermögen der Milliardäre weltweit auf 8,9
Billionen US-Dollar. Das ist der Höchststand in der
Menschheitsgeschichte. Das geht aus dem Freitag veröffentlichten
»Billionaires Insights Report« der Schweizer Großbank UBS und der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hervor. Für die Studie wurde die
Vermögensentwicklung von 2.158 Milliardären aus 43 Ländern untersucht.
Eingerechnet werden in die Zahlen, die zum fünften Mal vorgelegt werden,
sämtliche Vermögenswerte: Unternehmen, Firmenbeteiligungen, private
Immobilien, aber auch Kunstsammlungen. Ziel ist, das Wachstum des
Reichtums und der Zahl der Milliardäre zu erfassen; außerdem geht es
darum, die Regionen und Branchen zu benennen, in denen diese Spezies
besonders häufig anzutreffen ist. Die Untersuchung nimmt insbesondere
die Entwicklung in China in den Blick.

Gegenüber 2016 wuchs das
Vermögen der Milliardäre um 19 Prozent oder 1,4 Billionen US-Dollar. In
den Vorjahren von 2012 bis 2015 lag die Wachstumsrate hingegen noch bei
»nur« neun Prozent. Am meisten zulegen konnten Milliardäre in der
Konsum- und Einzelhandelsbranche (plus 360 Milliarden US-Dollar von 2016
auf 2017), im Technologiebereich (plus 250 Milliarden US-Dollar) und im
Rohstoffsektor (plus 180 Milliarden US-Dollar).

Zwischen 2006
und 2017 wuchs die Anzahl der chinesischen Milliardäre von sechzehn auf
373. Fast alle (97 Prozent) gelten als »selbstgemacht«, das heißt, sie
haben ihr Vermögen nicht geerbt. UBS und PwC unterscheiden vier
Generationen von chinesischen Milliardären: Die erste wurde reich durch
Niedriglohnproduktion einfacher Waren für den Weltmarkt, die zweite im
Bausektor und die dritte über das Internetgeschäft. Die vierte
Generation ist vor allem im Technologiebereich tätig. China, so UBS und
PwC, sei kein »Dieb von Technologien«, sondern inzwischen Vorreiter in
vielen Bereichen. So mache der chinesische Hochtechnologiestandort
Shenzhen dem US-amerikanischen Silicon Valley Konkurrenz: Hier wurden
zwischen 2016 und 2017 fünfzig Start­up-Unternehmen mit
Milliardenbeträgen hochgezogen, während es im Silicon Valley 65 waren.
In drei Jahren, heißt es in der Studie, werde Asien mehr Milliardäre
beheimaten als die USA.

Wuchs das Milliardärsvermögen im amerikanischen Raum zwischen 2012
und 2017 jährlich im Durchschnitt um neun Prozent von 2,4 auf 3,6
Billionen US-Dollar, so konnte es sich im asiatischen Raum von 1,1 auf
2,7 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln – mit jährlichen
Wachstumsraten von durchschnittlich neunzehn Prozent. Europa wurde von
2016 auf 2017 von Asien überholt: Hier wuchs das Milliardärsvermögen
zwischen 2012 und 2017 von 1,7 auf 2,6 Billionen US-Dollar.

»Wir sehen seit Jahren eine Entwicklung von der westlichen Welt nach Asien«,
sagte Caroline Kuhnert, die das Geschäft der UBS mit vermögenden Kunden
unter anderem in Europa leitet, gegenüber dpa. Allerdings ist auch in Deutschland die Zahl der Milliardäre binnen Jahresfrist weiter gewachsen: von 117 auf 123.

In den nächsten zwei Jahrzehnten werden weltweit 3,4 Billionen US-Dollar
an eine neue Milliardärsgeneration vererbt. Das globale
Durchschnittsalter der Milliardäre liegt bei 64 Jahren. Schon 2017
flossen weltweit an 44 Erben insgesamt 189 Milliarden Euro. Um den
Reichtumstransfer zu sichern, bemühen sich die Superreichen um eine
frühe Einbeziehung der Nachfolgegeneration, insbesondere um die
Vorbereitung weiblicher Familienmitglieder auf die Übernahme der
Geschäfte.

https://www.jungewelt.de/artikel/342405.milliard%C3%A4rsstudie-reichtum-...

 

Zahl der Superreichen erneut gestiegen

FR 27.10.18