Reich und arm
Kluft in Deutschland wächst
Die reichsten zehn Prozent besitzen laut einer DIW-Studie zwei Drittel des Nettovermögens.
Der Reichtum in Deutschland ist einer aktuellen Studie zufolge ungleicher
verteilt, als bisher angenommen. Die oberen zehn Prozent besitzen nach
einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) gut zwei Drittel des Nettovermögens. Zuvor sei man von knapp 59
Prozent ausgegangen, teilten die Forscher am Mittwoch in Berlin mit.
„Allein das reichste Prozent der Bevölkerung vereint rund 35 (statt
knapp 22 Prozent) des Vermögens auf sich.“ Demnach besitzen etwa 1,5
Prozent der Erwachsenen in Deutschland abzüglich Schulden ein
Nettovermögen von mindestens einer Million Euro. Dazu tragen den Angaben
zufolge vor allem der Besitz von nicht selbst genutzten Immobilien oder
von Unternehmen bei.
Die Studie erfasst das Vermögen von Personen ab 17 Jahren in Deutschland. Dazu zählen unter
anderem Immobilienbesitz, Betriebsvermögen, Sparguthaben, Aktien,
Ansprüche aus Lebens- und privaten Rentenversicherungen, wertvolle
Sammlungen.
In einer Zusatzstichprobe nahmen die Forscher Millionäre genauer unter die Lupe.
„Berechnungen auf dieser Grundlage und unter Hinzunahme öffentlich
zugänglicher Reichenlisten ergeben, dass die Konzentration der
individuellen Nettovermögen in Deutschland höher ist als bislang
ausgewiesen“, erklärte das DIW.
Ein weiteres Ergebnis: Bei den Reichen handelt sich den Angaben zufolge
überdurchschnittlich oft um Männer, die älter, besser gebildet,
selbstständig und zufriedener mit ihrem Leben sind. Der Anteil der
Frauen sei mit gut 30 Prozent relativ gering.
Um den Vermögensaufbau breiter Teile der Bevölkerung zu unterstützen,
regte Studienmitautor Markus Grabka eine Reform der staatlich
geförderten privaten Altersvorsorge an. Er schlug die Einführung von
Vermögenskonten vor, in die der Staat für Menschen mit geringen
finanziellen Möglichkeiten einzahlt und auf die Betroffene ab einem
bestimmten Alter zugreifen könnten.
Auch eine veränderte Förderung des Immobilienbesitzes sei in Erwägung zu
ziehen. „Staatliche Anreize zur Vermögensbildung sollten gegenüber einer
stärkeren Umverteilung von oben nach unten bevorzugt werden“,
argumentierte Grabka.
Die Forscher sprachen sich gegen ein Comeback der Vermögenssteuer aus. Das Vermögen
vieler Reicher stecke hauptsächlich in Betrieben oder nicht genutzten
Immobilien. Mehr als die Hälfte der Vermögen von Millionären werde so
produktiv genutzt und komme damit auch anderen Menschen zugute. (dpa)
https://www.fr.de/wirtschaft/kluft-waechst-13833383.html
BRD: Vermögensungleichheit höher als gedacht
Berlin. Die Vermögen hierzulande sind laut
einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) weit
ungleicher verteilt als bisher angenommen. Das Papier wird am Mittwoch
veröffentlicht und lag Zeit online am Dienstag vor. Demnach
besitzt ein Prozent der Bevölkerung 35 Prozent statt wie bisher
angenommen knapp 22 Prozent des Nettovermögens in der BRD. Die oberen
zehn Prozent vereinen rund zwei Drittel des gesamten Nettovermögens auf
sich. »Deutschlands ohnehin schon hohe Vermögensungleichheit wurde
bisher deutlich unterschätzt«, wunderte sich DIW-Forscher Johannes
König. (Reuters/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/382230.brd-verm%C3%B6gensungleichheit-h...