Vielen in der Region droht laut Verdi Altersarmut

 

20. Juni 2017 | 00.00 Uhr

Düsseldorf

Vielen in der Region droht laut Verdi Altersarmut

"Rente muss reichen" | 19.06.2017 | center.tv Düsseldorf

Düsseldorf.

Die Gewerkschaft Verdi sieht angesichts einer neuen Studie für zahlreiche Bürger in der Region die Gefahr der Altersarmut.

40 Prozent der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in der Region Düsseldorf verdienen laut einer Erhebung der
Gewerkschaft ein Bruttogehalt von weniger als 2500 Euro im Monat. Dazu
kommen noch die Mini-Jobber - mit ihnen steigt die Zahl sogar auf 46
Prozent. Die Zahlen hat das Eduard-Pestel-Institut für Systemforschung
im Auftrag von Verdi ausgewertet. Zur DGB-Region Düsseldorf gehören auch
die Städte und Kreise Krefeld, Mönchengladbach, Remscheid, Solingen,
Mettmann Neuss, Viersen und Wuppertal.

Das Rentenniveau liegt heute bei 47,9 Prozent des Bruttogehalts,
soll jedoch bis 2030 auf 43 Prozent absinken. Dies hätte laut Verdi zur
Folge, dass 337.000 Menschen in der Region im Jahr 2030 nach 40
Versicherungsjahren weniger als 600 Euro Rente im Monat bekommen würden.
Das sind 21,9 Prozent der Rentenbezieher. 39 Prozent werden laut Studie
unter 800 Euro beziehen, 18,1 Prozent 800 bis 1000 Euro. Nur 17,8
Prozent der Rentner würden mehr als 1500 Euro Rente bekommen.

"Das sind Zahlen, die unter die Haut gehen", sagte Klaus Klar,
Vorstandsmitglied bei der Rheinbahn. Er war zu der
Informationsveranstaltung gekommen, die Verdi mit dem Deutschen
Gewerkschaftsbund veranstaltete. Stephanie Peifer, Geschäftsführerin im
Verdi-Bezirk Düsseldorf, warnte vor den Konsequenzen des sinkenden
Rentenniveaus. "Jeder sollte würdig leben können, und das ist bei den
zukünftigen Renten einfach nicht möglich", sagte sie. Die Zahlen seien
alarmierend. Gabriele Schmidt, Landeschefin von Verdi, fügte hinzu:
"Jeder, der sagt, erhöhte Rentenbeiträge zu zahlen, sei unserer
Nachfolgegeneration gegenüber unzumutbar, liegt falsch."

Verdi wird die ganze Woche über in der Stadt mit Aktionen und
Unterschriftensammlungen auf das Problem der niedrigen Rente und der
drohenden Altersarmut aufmerksam machen.

(alsa)

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/vielen-in-der-region-dro...

 

 

Altersarmut in Region Düsseldorf trifft fast jeden Zweiten

Katharina Gilles

19.06.2017 - 18:00 Uhr

Treffen in der Rheinbahn: (v.l.) Gabriele Schmidt (Landesleiterin Verdi), Klaus Klar (Vorstand und Arbeitsdirektor der Rheinbahn) sowie Stephanie Peifer

Düsseldorf.  
Erhebung zeigt, dass in der Region
Düsseldorf annähernd die Hälfte der Bürger weniger als 2500 Euro Brutto
verdienen. Verdi startet Aktionswoche.

40 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der
Region Düsseldorf beziehen ein Bruttoeinkommen von unter 2500 Euro.
Diese alarmierende Zahl ergab sich nach einer Erhebung des Eduard Pestel
Instituts für Systemforschung im Auftrag von Verdi. Und die
Gewerkschaft nutzt die Analyse nun für eine Aktionswoche zum Thema
Rente. „Wir machen mobil. Denn Rente muss zum Leben reichen. Es ist
unwürdig, nach einem langen Arbeitsleben eine kleine Rente zu bekommen“,
sagt Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Stephanie Peifer.

Denn in den 40 Prozent sind noch nicht die Minijobber eingerechnet. Von
ihnen gibt es rund 190 000. Sie einbezogen, sind es sogar 46 Prozent,
die unter 2500 Euro verdienen. „Vor allem der wachsende
Niedriglohnsektor hat eine negative Wirkung auf das Lohnniveau und
folglich auf die Rentenerwartung“, so Peifer.

Arbeitnehmer hangeln sich von Job zu Job

Hinzu komme, so die Bezirksgeschäftsführerin, dass das System immer
„zerfaserter“ werde. Manch ein Arbeitnehmer hangele sich von Job zu Job
und habe so keine Chance, auf die entsprechenden Rentenjahre zu kommen.

Denn die Rente ist wichtig für das
Gefühl, findet auch Rheinbahnvorstand Klaus Klar, der die Aktion
ebenfalls unterstützt. „Es ist wichtig, dass die Leute spüren: ‘Ich habe
einen guten Umgang und werde nicht abgekoppelt.’“ Auch bei der
Rheinbahn habe es lange befristete Arbeitsverhältnisse gegeben. Das
Thema ist im Betriebsrat zur Sprache gebracht worden, und man habe sich
lange damit intensiv auseinandergesetzt, so Klar. „Die befristete Arbeit
gibt es nun bei uns nicht mehr. Denn man muss sich auch die Frage
stellen: Was stellt das mit den Leuten an?“

Rentenniveau auf 50 Prozent heben

Auch das sinkende Rentenniveau gibt den Verdi-Leuten zu denken. Denn bereits
heute ist es auf nur noch 43 Prozent ab 2030 festgelegt. In NRW gibt es
für die Bürger eine Grundsicherung von 771 Euro, „aber Menschen, die
weniger als 2500 Euro verdienen, kommen nah an das Grundsicherungsniveau
heran – und das trotz jahrelanger Zahlungen“, so Peifer.

Für die Region Düsseldorf bedeutet das konkret, dass 2030 nach etwa 40
Beitragsjahren, 337 000 Menschen mit unter 600 Euro Rente rechnen müssen.
Und der freie Fall nach unten ist
weiterhin möglich, meint Peifer. Daher will sie mit Verdi und den
Kollegen des DGB über das Thema Rente in einer Aktionswoche informieren.
Das klare Ziel muss sein, dass Rentenniveau erst zu stabilisieren und
dann in den nächsten Jahren anzuheben, „auf 50 Prozent“. Dabei sei eine
Anhebung der Beiträge auch unumgänglich, so Peifer. Zudem müsse der
Bundeszuschuss in die Rentenkasse erhöht und die Tarifbindung gestärkt
werden. Denn „langfristig führen nur auskömmliche Löhne zu ebensolchen
Renten.“

>> THEMA RENTE: DIE AKTIONSWOCHE

Die Verdi-Aktionswoche zum Thema Rente findet noch bis zu diesem Freitag, 23. Juni,
statt. In der Zeit werden in Düsseldorfer Betrieben und Dienststellen
Unterschriften für die Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus
gesammelt.

Die Unterschriften werden in einem öffentlichen Gespräch an
Bundestagskandidaten und -kandidatinnen am 23. Juni übergeben. In dem
Gespräch werden noch einmal die Verdi-Positionen erläutert und die
Resonanz der Aktionswoche dargestellt.

https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/altersarmut-trifft-fast-jeden-zwe...