Kriminalitätsstatistik
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Von Katharina Gilles
Die „Tätigkeitsfelder“ der Kriminellen haben sich
während Corona verschoben. So sind etwa de Wohnungseinbrüche stark
zurückgegangen.
Foto: Silas Stein / dpa
Düsseldorf.
Die Polizei Düsseldorf registrierte 57.232 Straftaten für
2021. Ein Rückgang um acht Prozent. Kriminelle suchen sich neue
Wirkungsbereiche.
„Düsseldorf wird immer sicherer.“ So lautet jedenfalls das Fazit von Frank Kubicki,
Leiter der Direktion Kriminalität der Polizei Düsseldorf, der am Montag
gemeinsam mit Polizeipräsident Norbert Wesseler die
Kriminalitätsentwicklung 2021 vorstellte. Demnach wurden 57.232
Straftaten für das Jahr 2021 beim Polizeipräsidium Düsseldorf
registriert. 2020 waren es 62.180 Straftaten. Ein Rückgang um acht
Prozent und der niedrigste Stand seit „mindestens 20 Jahren“.
Weniger zufrieden zeigten sich Wesseler und Kubicki indes bei der
Aufklärungsquote. „Leider ist es uns nicht gelungen, den Trend der
letzten drei Jahre hinsichtlich einer steigenden Aufklärungsquote
fortzusetzen“, so Wesseler. Die Quote bleibt mit 49 Prozent nahezu auf
Vorjahresniveau.
Gleichzeitig
beobachtet die Polizei eine Verschiebung bei den jeweiligen Straftaten.
So haben sich unter anderem die Fallzahlen bei den Taschendiebstählen
deutlich um 30,7 Prozent reduziert. Ein Grund dafür sei Corona. „Früher
war die Altstadt voll, es herrschte viel Getümmel. Mit den Lockdowns hat
sich das verändert“, erklärt Kubicki. Es gibt weniger Tatmöglichkeiten.
Täter erschließen neue Bereiche
Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche sei rückläufig – um 41,9 Prozent. Das
sei ein historischer Tiefstand, so die Polizei. Auch, weil wegen Corona
die Mobilität der Täter eingeschränkt ist.
Ebenfalls rückläufig: die Gewaltkriminalität. Gab es 2020 noch 2344 Straftaten, so
verzeichnet die Polizei im letzten Jahr nur noch 2057.
In anderen Bereichen sind jedoch auch Fallzahlen gestiegen, etwa beim Waren- und
Kreditbetrug. Waren es 2020 noch 2499 Straftaten, waren es im
vergangenen Jahr 3162 (+ 26,5 Prozent). „Die Täter erschließen sich neue
Felder – und Warenbetrug kann man gut von zuhause aus machen“, stellt
Kubicki fest. Auch die Verbrecher arbeiten immer mehr aus dem Home
Office. Gleiches gilt für „Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter
Zahlungskarten mit Pin“. Dort ist ebenfalls ein Anstieg um 29,1 Prozent
zu verzeichnen, von 409 Straftaten auf 528.
Steigende Fallzahlen verzeichnet die Polizei in Düsseldorf auch bei den
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. So registrierte die
Polizei 2021 gut 953 Straftaten, ein Anstieg von 18,5 Prozent. 76
Prozent der Taten konnten aufgeklärt werden. Kubicki glaubt aber nicht,
dass es tatsächlich mehr Straftaten werden, vielmehr sei der
„Dunkelbereich erhellt worden“. „Seit der Silvesternacht in Köln gibt es
ein verändertes Anzeigeverhalten.“ Zudem sei die „Flut an Hinweisen
mittlerweile einfach enorm“. Auch helfen neue Verfahrenstechniken.
Kriminalkommissariat 17 neu eingerichtet
Gerade im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern bewegt sich viel. So
wurde im vergangenem Jahr das Kriminalkommissariat 17 neu eingerichtet,
das gegen die sexualisierte Gewalt gegen Kinder und die Verbreitung und
Herstellung von Kinderpornografie vorgeht. Gerade dieser Bereich werde
die Polizei auch zukünftig „stark fordern und begleiten“, so Wesseler.
Zwar sei dafür schon mehr Personal eingestellt worden, es brauche aber
deutlich mehr. „Es ist ein sehr aufwendiges Verfahren, die Täter in
solchen Fällen zu fassen. Je länger es aber dauert, umso mehr Straftaten
können sie begehen.“ Das müsse verhindert werden.
Denn auch die Düsseldorfer Zahlen sind erschütternd. 2021 wurden 130
Straftaten von sexuellen Missbrauch von Kindern registriert. 2020 waren
es 93.
Bedarf gibt es auch noch bei der Jugendkriminalität. Die Gruppe der Jugendlichen und
Heranwachsenden umfasst einen Prozentanteil von rund 5,8 % an der
Gesamtbevölkerung der Stadt. Demgegenüber ist diese Altersklasse zu
einem Anteil von ca. 17 Prozent bei den ermittelten
Tatverdächtigenvertreten. Dies verdeutlicht die besondere Bedeutung von
Konzepten zur Bekämpfung der Jugend- und Heranwachsendenkriminalität.
Der entsprechende Bereich bei der Polizei steht auch vor einem Umzug. So
wird die Polizeidienststelle gegen Mai von der Karl-Rudolf-Straße an die
Heinrich-Heine-Allee oberhalb der Polizeiinspektion Mitte einziehen –
gemeinsam mit Vertretern der Jugendgerichtshilfe und der
Staatsanwaltschaft.
https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/acht-prozent-weniger-straftaten-i...
NRW so sicher wie seit 40 Jahren nicht mehr?
Düsseldorf
Auch dank Corona sind Deliktzahlen bei Wohnungseinbrüchen oder
Straßenraub stark rückläufig. Straftaten verlagern sich ins Internet.
Die
Kriminalität in Nordrhein-Westfalen war laut Statistik des
Innenministeriums im vergangenen Jahr auf einem so niedrigen Niveau wie
seit 1985 nicht mehr. Mit insgesamt 1,2 Millionen Delikten (minus 1,2
Prozent) gab es erneut ein Rückgang der Fallzahlen.
„Fakt ist: Nordrhein-Westfalen ist sicherer geworden. Das ist ein gutes Zeugnis für die Arbeit der Polizei“,
sagte Innenminister Herbert Reul (CDU), der allerdings einräumte: „In
manchen Bereichen hat uns auch Corona in die Karten gespielt.“
So wenige registrierte Einbrüche wie seit Jahrzehnten nicht mehr
Vor
allem beim Wohnungseinbruchdiebstahl verzeichnete man einen weiteren
Rückgang um 25 Prozent und liegt mit rund 18.500 Fällen inzwischen auf
dem niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Gegenüber 2015, als in NRW
eine Debatte über die innere Sicherheit tobte, ist der
Wohnungseinbruchsdiebstahl sogar um mehr als 70 Prozent zurückgegangen.
Auch bei Straßenkriminalität und Raub sind historische Tiefstände
erreicht worden.
Dies
führen Experten zu einem Gutteil auf die Corona-Kontaktbeschränkungen
zurück: Homeoffice, gestrichene Urlaube und abgesagte
Großveranstaltungen lassen weniger Gelegenheiten für klassische
Deliktarten. Zudem habe die geschlossene Balkan-Route Wege für reisende
Banden aus Osteuropa versperrt.
Die Gewerkschaft der
Polizei (GdP) verwies auf eine immer stärkere Verlagerung von Straftaten
ins Internet hin, die im Zahlenwerk des Innenministeriums nicht so
deutlich sichtbar werde: „Ein Rückgang der Kriminalstatik bedeutet nicht
automatisch, dass die Menschen tatsächlich in größerer Sicherheit
leben.“
Sprengung von Geldautomaten wird zum immer größeren Problem
Reul
machte aus dieser Entwicklung jedoch gar keinen Hehl: So sei allein die
registrierte Computerkriminalität 2021 um 24 Prozent auf über 30.000
Fälle gestiegen. „Die Kriminalitätsverschiebung in den digitalen Raum
wird auch nach der Pandemie nicht zu stoppen sein“, sagte der
Innenminister. In anderen Deliktsbereichen wie Kinderpornografie und
Kindesmissbrauch scheint der bundesweite beachtete
Ermittlungsschwerpunkt in NRW ein erhebliches Dunkelfeld erhellt zu
haben: Die hohen Zuwachsraten bezeichnete Reul hier deshalb als
„Leistungsquote der Polizei“.
Als
verbleibende „Hausaufgaben“ der Sicherheitsbehörden sieht Reul etwa das
wachsende Problem mit Geldautomaten-Sprengungen. Allein in diesem Jahr
wurden 38 Geräte gewaltsam geöffnet - im Vergleich zum
Vorjahreszeitpunkt ein Plus von 533 Prozent. Inzwischen würden ohne
Rücksicht auf Verluste „halbe Hauswände“ weggesprengt, so Reul. Mit den
Banken soll jetzt nach Lösungen gesucht werden, da man nicht jede Nacht
einen Polizisten neben 11.000 Geldautoamten in NRW stellen könne.
https://www.nrz.de/politik/landespolitik/ist-nrw-so-sicher-wie-seit-40-j...