WSI-Verteilungsbericht 2022: Armut grenzt aus
In Deutschland ist der Anteil der Armen in der letzten Dekade
deutlich angestiegen. Vor diesem Hintergrund befasst sich der
diesjährige Verteilungsbericht mit dem Thema Einkommensarmut und
untersucht, welche Auswirkungen sie auf die gesellschaftliche Teilhabe
der Betroffenen hat. Auf Basis des SOEP sowie der
HBS-Lebenslagenbefragung zeigt sich, dass Armut in Deutschland die
gesellschaftliche Teilhabe deutlich einschränkt. Arme müssen etwa auf
Güter des alltäglichen Lebens verzichten, sie leben auf kleinerem
Wohnraum oder haben einen schlechteren Gesundheitszustand. Diese
verminderte gesellschaftliche Teilhabe führt dazu, dass Arme mit ihrem
eigenen Leben unzufriedener sind. Sie haben auch weniger Vertrauen in
das Handeln politischer Akteure. Hier geraten die Grundfesten unseres
demokratischen Miteinanders ins Wanken - eine Entwicklung, die sich
aktuell durch die hohe Inflation in Folge des Ukraine-Kriegs deutlich
verschärft hat. Um die Situation der armen Haushalte zu verbessern, aber
auch um das Vertrauen in unser demokratisches System zu stärken, bedarf
es gezielter politischer Maßnahmen. Dazu gehören insbesondere die
Förderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und die Anhebung
der Regelsätze in der Grundsicherung. Außerdem müssen gesellschaftliche
Chancenungleichheiten durch vorausschauend geplanten und sozial
gestalteten öffentlichen Wohnungsbau sowie den Abbau von
Bildungsungleichheiten verringert werden.
https://www.wsi.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008464
https://www.fr.de/ratgeber/geld/die-armut-hat-in-deutschland-deutlich-zu...