Zahl der Asylbewerber in Düsseldorf insgesamt ist auf rund 1500 angestiegen

 

27. August 2014 | 06.55 Uhr

Düsseldorf 

Mehr als 500 Asylbewerber wohnen in Hotels

So sieht Duisburgs Zeltstadt für Asylbewerber aus FOTO: dpa, fg kno

Düsseldorf.
Die Stadt ist auf
die steigende Zahl von Flüchtlingen nicht vorbereitet. Immer mehr
Menschen müssen deshalb in Hotels eingemietet werden. Der neue OB will
sich sofort nach Amtsantritt darum kümmern.
Von Arne Lieb

Weil es an Unterkünften mangelt, muss die Stadt immer mehr
Asylbewerber in Hotels unterbringen. Aktuell leben mehr als 500
Flüchtlinge in Hotels in der Innenstadt - und damit rund doppelt so
viele wie im Frühjahr. Die Zahl der Asylbewerber in Düsseldorf insgesamt
ist in den vergangenen Wochen auf rund 1500 und damit auf den höchsten
Wert seit vielen Jahren angestiegen. 2008 hatte es noch 342 Asylbewerber
in der Stadt gegeben, im vergangenen Jahr waren es 1029.

Der neue Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will das Thema
direkt nach Amtsantritt angehen. "Die Unterbringung in Hotels ist fast
so unbefriedigend wie in der Zeltstadt in Duisburg", sagt er. Die
Stadtverwaltung habe auf den erwartbaren Anstieg der Asylbewerber-Zahlen
in den vergangenen Jahren nicht so vorausschauend wie nötig reagiert.
Geisel will das Problem auf der Verwaltungskonferenz am Dienstag, seinem
ersten Tag im Amt, ansprechen. Dann kommt im Rathaus die
Verwaltungsführung zusammen.

Die Stadt verfolgt seit Jahren das Konzept, die Asylbewerber über
das Stadtgebiet zu verteilen und keine großen Sammelunterkünfte zu
schaffen. In allen zehn Bezirken gibt es Unterkünfte. Weil der Bedarf
steigt, hat die Stadt bereits einige zusätzliche geschaffen. So wurden
rund 100 Personen in einer leerstehenden Schule in Düsseltal
untergebracht. Seit langem heißt es von der Verwaltung, man suche nach
weiteren Möglichkeiten zur Unterbringung - trotzdem spitzt sich die Lage
zu. Auf die Zahl der Asylsuchenden, die nach Düsseldorf kommen, hat die
Stadt keinen Einfluss. Die Menschen werden nach einem
Verteilungsschlüssel auf Städte und Landkreise verteilt.

Zufrieden mit der Hotel-Unterbringung ist niemand. Insbesondere
für Familien gilt eine längere Zeit im Hotel als schwierig, wie auch die
Verwaltung auf Anfrage mitteilt. Es fehle an Privatsphäre und Raum für
Kinder. Außerdem lässt sich dort nicht kochen und waschen. Auch die
Kosten sind höher als in anderen Formen der Unterbringung.

Der angespannte Wohnungsmarkt in Düsseldorf macht es allerdings
schwierig, weitere Wohnungen anzumieten. Es gibt zudem wenig Leerstand
bei öffentlichen Gebäuden. Wo die Stadt neue Unterkünfte schaffen will,
ist unklar. Geisel will anregen, dass verstärkt nach Möglichkeiten zur
Zwischennutzung gesucht wird. Als letzte Alternative müsse man über
Wohncontainer nachdenken. "Wir brauchen zeitnah eine menschenwürdige und
bezahlbare Lösung."

Unterstützung bekommt der neue OB von den Grünen, die
voraussichtlich mit SPD und FDP eine Koalition im Stadtrat bilden
werden. Die Unterbringung in Hotels sei nicht tragbar, sagt
Bürgermeister Günter Karen-Jungen. Baudezernent Gregor Bonin habe die
Zusage nicht eingehalten, sie bis zum Sommer zu beenden. Die Grünen
fordern einen "Runden Tisch". "In den Ampel-Verhandlungen wird die
Flüchtlingssituation oben auf der Tagesordnung stehen."

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/mehr-als-500-asylbewerbe...

 

Hilden hat Platz für Flüchtlinge

179 Asylbewerber aufgenommen – 100 Plätze zusätzlich können mobilisiert werden

Von Christoph Schmidt

Hilden. Die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter. Auch in Hilden
hat sich die Zahl der Asylbewerber in zwei Jahren verdoppelt. : „Wir
haben ausreichend Vorsorge getroffen,“ versichert Sozialdezernent
Reinhard Gatzke. Falls nötig könne die Stadt kurzfristig bis zu 100
zusätzliche Plätze in Unterkünften mobilisieren. Jede Stadt muss
Asylbewerber nach einem festgelegten Schlüssel aufnehmen, keine kann
sich drücken. „Die Zuweisungsquote kann man berechnen“, erläutert
Gatzke. Deshalb kann er nicht nachvollziehen, warum man in Duisburg ein
Zeltlager für Flüchtlinge aufbaut: „Das kann eigentlich nicht sein. Die
Politik muss sich kümmern.“ Obwohl Hilden in den vergangenen Jahren vier
Unterkünfte aufgegeben hat, seien die aktuell 179 Asylbewerber in
Hilden gut untergebracht und betreut. Die Stadt hat beispielsweise ein
Kinderspielzimmer und einen Fitnessraum eingerichtet, berichtet Tobias
Wobisch vom Integrationsbüro: „Sie sorgen für Entlastung und geben
Kindern und Erwachsenen die Gelegenheit, sich untereinander besser
kennenzulernen und einmal auf andere Gedanken zu kommen.“ Für den
Fitnessraum wurde ein Trainer als Honorarkraft gewonnen: Hilmi Hyseni
war Ende der 1980er Jahre jugoslawischer Vizemeister im Boxen
(Leichtgewicht). Er bringt einmal pro Woche die Besucher des Sportraumes
aus der Puste und ins Schwitzen. „Bei gutem Wetter wird draußen Fußball
gespielt“, ergänzt Wobisch: „Diese Angebote bieten auch für die
Sozialpädagogen eine gute Möglichkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu
kommen.“

Im Juni lud die Stadt ihre Asylbewerber – sie stammen aus 34 Nationen
– zu einem internationalen Grillfest ein. Weil immer mehr Flüchtlinge
zugewiesen werden, hat die Stadt die Unterkunft Richrather Straße nicht
wie geplant verkauft, sondern wieder reaktiviert. Im Erdgeschoss leben
ein alleinstehender Rollstuhlfahrer und eine Familie mit einem Kind im
Rollstuhl. In den beiden Obergeschossen sind etwa 15 Wohnungen
vorhanden.

„Wir haben uns Gedanken gemacht, wo wir noch Menschen unterbringen
können“, betont der Sozialdezernent. Eine Möglichkeit wäre der Ausbau
des Dachgeschosses im Übergangsheim an der Forststraße. Das ließe sich
schnell umsetzen, weil der Rohbau bereits fertig. Die Raumreserve wurde
bereits bei der Sanierung des Gebäudes eingeplant. Dort könnten 40 bis
50 weitere Plätze geschaffen werden.

Vorerst letzte Reserve: Eine Obdachlosen-Unterkunft ließe für
Flüchtlinge frei machen. Alles in allem könnten so rund 100 zusätzliche
Plätze bereitgestellt werden.

Mit der Zahl der zugewiesenen Asylbewerber steigt auch die
finanzielle Belastung für die Kommune. Rund 970  000 Euro musste die
Stadt Hilden im vergangenen Jahr aufwenden – 270  000 Euro mehr als
geplant. Ein Grund ist unter anderem der Anstieg der Krankheitskosten.

Die Flüchtlinge haben Anspruch auf die selben Leistungen wie
Sozialhilfeempfänger. Neben Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld muss
die Stadt die Kosten für die ärztliche Behandlung übernehmen. Anders
als Sozialhilfeempfänger können Asylbewerber nicht krankenversichert
werden. Was nötig ist, entscheidet der Amtsarzt. Von den tatsächlichen
Kosten erstatte das Land nur 20 Prozent, klagt Gatzke: „Flüchtlinge sind
eine gesamtgesellschaftliche, keine kommunale Aufgabe.“ NRZ 27.8.2014

 

Flüchtlinge: Runder Tisch gefordert
27.08.2014 | 00:23 Uhr
Durch die neuerlichen Flüchtlingswellen, die aufgrund der aktuellen
Situation vor allem im nahen und mittleren Osten nach Europa und
insbesondere Deutschland kommen, geraten auch die Aufnahmekapazitäten
der Stadt Düsseldorf zunehmend unter Druck. Die Grünen stellen klar:
Knapp 500 der insgesamt 1500 Flüchtlinge, die momentan in Düsseldorf
sind, müssen in Hotels untergebracht werden. Dies hat sowohl für die
Stadt Düsseldorf als auch für die Flüchtlinge negative Folgen, so die
Grünen. Ein großer Teil der Flüchtlinge hat eine besonderen Betreuungs-
und Unterbringungsbedarf, der in Hotels oftmals nicht abgedeckt werden
kann. Problematisch ist in Hotels zum Beispiel die Situation für
Großfamilien, die dort nicht zusammen untergebracht werden können.
Häufig stark traumatisierte Flüchtlinge müssten aus
gesundheitspräventiven Gründen dringend verstärkt psychologisch betreut
werden.
Die Grünen kritisieren, dass die Stadt nicht die zunehmende Anzahl
an Flüchtlingen und somit den Bedarf an Aufnahmeunterkünften nicht
ausreichend berücksichtigt habe, da die Konflikte langfristig absehbar
waren. Dazu Bürgermeister Karen-Jungen: „Wir haben die Problematik
bereits vor 2 Jahren in einer Anfrage angesprochen und auf die
mangelnden Unterbringungsmöglichkeiten hingewiesen. Auch in den
Ampel-Verhandlungen wird die Flüchtlingssituation oben auf der
Tagesordnung stehen und es muss eine kurzfristige Lösung vereinbart
werden. Es besteht dringend Handlungsbedarf. Eine Situation, wie sie
momentan in Duisburg vorherrscht, Stichwort Zeltstadt, wollen wir in
Düsseldorf unbedingt vermeiden.“ Auch die Unterbringung der Flüchtlinge
in Hotels erachte man als nicht tragbar. „Wir schlagen die Einführung
eines Runden Tisches zur Flüchtlings-Thematik vor, bei dem mit allen
Akteuren und Experten eine Konzeption erarbeitet wird.“
Flüchtlinge: Runder Tisch gefordert | NRZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/fluechtlinge-runder-tisc...