Zahl der Straftaten geht zurück – Gefühl der Unsicherheit steigt

 

Kriminalstatistik 2018

Zahl der Straftaten geht zurück – Gefühl der Unsicherheit steigt

Innenminister Horst Seehofer stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik 2018 vor. Demnach geht die Zahl der Straftaten zurück.

Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten ist in Deutschland abermals
gesunken, dennoch fühlt sich eine steigende Zahl von Bürgern nicht
sicher. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung sei schon einmal Opfer
einer schweren Straftat geworden, sagte Bundesinnenminister Horst
Seehofer (CSU) am Dienstag bei der Vorlage der Polizeilichen
Kriminalstatistik 2018.

Sein Fazit: „Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt.“ Das
Gefühl der Unsicherheit nehme allerdings zu. Insgesamt zog Seehofer eine
positive Bilanz der Sicherheitslage. Die Zahl der polizeilich
registrierten Straftaten sei 2018 – mit Ausnahme rein
ausländerrechtlicher Verstöße – um knapp 200 000 auf knapp 5,4 Millionen
gesunken. Dies sei „der niedrigste Wert seit Jahrzehnten“. 

Was ist das subjektive Sicherheitsgefühl?

Die Aufklärungsquote sei leicht auf 56,5 Prozent gestiegen und habe damit
„einen neuen Höchststand“ erreicht. Im Sicherheitsempfinden der Bürger
spiegelte sich diese Entwicklung allerdings nicht unmittelbar wider.
Erstmals wurde mit der Polizeilichen Kriminalstatistik eine Befragung
vorgestellt, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger darstellt.
Die Zahl der Menschen, die sich in ihrem eigenen Wohnumfeld unsicher
fühlen, habe zwischen 2012 und 2017 zugenommen – von 17,3 Prozent auf
21,4 Prozent, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch. 

 

Überdurchschnittlich zugenommen habe das Unsicherheitsgefühl bei Frauen, sagte Münch. Hier
gehe es insbesondere um die Furcht vor sexueller Belästigung. Auch im
Osten Deutschlands sei das Gefühl der Unsicherheit besonders deutlich
gewachsen. Allerdings fühle sich „ein Großteil der Menschen in
Deutschland sicher“. 

In einigen Deliktbereichen verzeichnete die Polizei 2018 entgegen dem Trend eine
deutliche Zunahme – so etwa bei der Rauschgiftkriminalität, bei
Straftaten gegen das Waffenrecht und bei der Verbreitung pornografischer
Schriften – hier geht es hauptsächlich um Kinderpornografie. Seehofer
verwies darauf, dass in diesen Bereichen vor allem das Internet die
Straftaten erleichtere. 

Dunkelfeld der Straftaten ist schwer zu beziffern

Um fast 40 Prozent stieg die Zahl der registrierten Fälle von Widerstand
gegen oder Angriffen auf die Staatsgewalt. Dabei handelte es sich
allerdings um einen statistischen Sondereffekt, da diese Taten erst seit
kurzem durch eine Neuregelung präziser erfasst werden.
Überdurchschnittlich gingen die erfassten Straftaten im Bereich
Diebstahl zurück: Ihre Zahl sank um 7,5 Prozent auf rund 1,94 Millionen
Fälle. 

Die Zahl von Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen ging noch deutlicher zurück.
Trotz des Rückgangs sah Seehofer politischen Handlungsbedarf. „Die
Zahlen sind erfreulich, aber es ist noch kein nachhaltiger Erfolg“,
sagte er. Die personelle und sachliche Ausstattung der Polizei sei
„unzureichend“. Zudem müssten die rechtlichen Grundlagen der
Polizeiarbeit zum Teil verbessert werden – etwa um zu verhindern, dass
Ermittlungen „aus falsch verstandenem Schutz der Daten“ behindert
würden. 

Wenig Änderungen gab es beim Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Er betrug im vergangenen
Jahr der Statistik zufolge etwa 30 Prozent. Die Statistik bildet nur
solche Straftaten ab, die der Polizei bekannt geworden sind. Das
Dunkelfeld der Straftaten ist schwer zu beziffern. Staatsschutz- und
Verkehrsdelikte, Steuerstraftaten sowie Ordnungswidrigkeiten sind in der
Statistik nicht enthalten. 

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sah einen
positiven Trend. „200 000 Straftaten weniger, das ist ein sehr guter
Wert“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Großen Nachholbedarf sah er
bei der sachlichen und personellen Ausstattung. Bundesjustizministerin
Katarina Barley (SPD) begrüßte die Ergebnisse der Polizeistatistik.
„Deutschland ist ein sicheres Land“, resümierte sie. Die Innen-Expertin
der Grünen-Fraktion im Bundestag, Irene Mihalic, begrüßte den Rückgang
der erfassten Straftaten, sah aber noch keinen Grund zur Entwarnung.
(afp)