Zahl der Straftaten weiter gesunken

 

 

Kriminalstatistik 2020

Zahl der Straftaten weiter gesunken

Stand: 15.04.2021 16:45 Uhr

Die Zahl der Verbrechen ist im vergangenen Jahr in
Deutschland weiter gesunken - allerdings stiegen die Fälle von
Missbrauchsdarstellungen von Kindern stark an. Im ersten Lockdown gab es
zudem mehr häusliche Gewalt.

Die Zahl der von der Polizei erfassten Straftaten ist im vierten
Jahr in Folge gesunken. Insgesamt sank die Zahl der registrierten
Straftaten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um 2,3 Prozent auf
rund 5,31 Millionen Fälle. Das geht aus der Polizeilichen
Kriminalstatistik 2020 hervor.

Mit den Vorjahren lässt sich die Entwicklung allerdings nur
bedingt vergleichen: Taschendiebe und Einbrecher hatten es bedingt durch
die Corona-Pandemie schwerer als sonst. Einige Einbrecher verlagerten
sich mangels anderer Tatgelegenheiten 2020 darauf, in Keller,
Waschküchen und Speicher einzusteigen. Hier registrierte die Polizei
eine Zunahme der Fälle um 10,6 Prozent.

Mehr Verbrechen gegen Kinder

Der Bereich sexualisierte Gewalt gegen Kinder stieg im
vergangenen Jahr stark an: um 6,8 Prozent auf 14.594 Fälle. Die Zahl der
Straftaten in Zusammenhang mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und
Jugendlichen stieg sogar um rund 54 Prozent an, auf 26.739 Fälle.

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Eine Ursache für die Zunahme der Fallzahlen sei die Aufhellung
des Dunkelfeldes, erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer bei der
Vorstellung des Berichts. Diese sei vor allem auf die gute
Zusammenarbeit mit Internetbeschwerdestellen in Deutschland und den USA
zurückzuführen. "Wir bekommen jetzt, und da bin ich sehr dankbar,
deutlich mehr Hinweise, als das früher der Fall war." Daraus ergäben
sich häufig neue Ermittlungsansätze im Bereich des sexuellen Missbrauchs
von Kindern, was zu einem Anstieg der Fallzahlen führe.

Häusliche Gewalt angestiegen

Das Bundeskriminalamt verzeichnete nach Angaben seines
Präsidenten Holger Münch im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr
einen Anstieg bei häuslicher Gewalt von rund sechs Prozent und bei
Beziehungsgewalt von rund vier Prozent. Weitere Indikatoren wie die Zahl
der Anrufe bei Hilfetelefonen wiesen darauf hin, dass es sich dabei nur
um einen Ausschnitt handele. Für den zweiten Lockdown seien noch keine
statistischen Aussagen möglich.

Seehofer bezeichnete die Entwicklung als "besorgniserregend".
Dort sei das Dunkelfeld besonders hoch. Nur ein kleiner Teil der
tatsächlichen Übergriffe werde auch bei der Polizei angezeigt. Für den
Herbst kündigte er eine Sonderauswertung des Bundeskriminalamts zu dem
Thema an.

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Die Gewaltkriminalität nahm zwar insgesamt um 2,4 Prozent ab auf
176.672 Straftaten. Bei den Unterkategorien Mord, Totschlag,
Vergewaltigung und anderen Sexualdelikten verzeichnete die Polizei
allerdings eine Zunahme von jeweils mehr als drei Prozent.

Mehr Attacken auf Polizisten

Die Zahl der körperlichen Attacken auf Polizeibeamte und andere
Ordnungskräfte stieg im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent auf fast 15.800
Fälle.

Bundesweit wurden zudem 6779 Straftaten nach dem
Infektionsschutzgesetz erfasst. Allerdings sind nicht alle Verstöße
gegen die jeweils vor Ort geltenden Corona-Schutzbestimmungen
Straftaten. Bei den meisten Verstößen handelt es sich um
Ordnungswidrigkeiten, die mit einem Bußgeld geahndet werden.

Klare Tendenz im Langzeittrend

Insgesamt zeigt auch der Langzeittrend eine sinkende
Kriminalitätsrate: Im Vergleich zum Jahr 2006 ging die Zahl der
erfassten Straftaten laut BKA sogar um mehr als 15 Prozent zurück. 58,4
Prozent der Fälle konnten 2020 aufgeklärt werden, nach 57,5 Prozent im
Vorjahr. Bei Tötungsdelikten, Sozialleistungsbetrug und Schwarzfahren
war die Aufklärungsquote am höchsten. Bei Wohnungseinbrüchen und
Fahrraddiebstahl war sie besonders niedrig.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sagte, die Statistik
zeige, dass Deutschland ein "starker und sicherer Rechtsstaat" sei.

Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell Radio am 15. April 2021 um 17:00 Uhr in den Nachrichten.

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/kriminalstatistik-seehofer...