Die Zahl der Menschen ohne Wohnung hat
sich in Düsseldorf von 2016 auf 2017 mehr als verdoppelt. Das geht aus
Zahlen hervor, die die Stadt Düsseldorf auf Anfrage unserer Redaktion
ermittelte. Sie stammen aus der Wohnungsnotfallberichterstattung des
Landes NRW. Die Zahlen im Einzelnen:
Statistik des Landes NRW:
Die Zahl der Wohnungslosen in Düsseldorf hat sich von 2016 auf 2017 verdoppelt
Düsseldorf
Die Zahl der Menschen ohne Wohnung hat sich in Düsseldorf von 2016 auf 2017
mehr als verdoppelt. Das geht aus der Wohnungsnotfallberichterstattung
des Landes NRW hervor. In die Statistik fallen auch Flüchtlinge ohne
Wohnung.
- Gesamtzahl Am 30. Juni 2016 wurden für
Düsseldorf 2389 wohnungslose Menschen gezählt. Zum gleichen Stichtag ein
Jahr später waren es 4933. Das ist ein Anstieg um 106 Prozent. - Menschen in der Obhut der Stadt
Durch die Stadt untergebracht waren 2016 nur 910 der 2389 Menschen. Die
übrigen 1479 wurden durch freie Träger untergebracht. Im Jahr 2017
betreute die Stadt 3601 der 4933 Wohnungslosen. Das ist ein Anstieg um
das dreifache. - Rückgang von 2017 auf 2018 Am 30. Juni 2018 brachte die Stadt 3466 Menschen selbst unter. Das sind knapp vier Prozent weniger als 2017.
Mit diesen Zahlen liegt Düsseldorf im landes- und
bundesweiten Trend. Auf beiden Ebenen ist die Zahl der Obdachlosen
ebenfalls deutlich gestiegen.
Nach Angaben der Stadt ist die Ursache für den
starken Anstieg der Gesamtzahl, dass im Jahr 2017 erstmals auch
wohnungslose Flüchtlinge in die Statistik einbezogen wurden. Viele
Flüchtlinge, bei denen entschieden ist, dass sie in Deutschland bleiben
dürfen, finden in Düsseldorf keine Wohnung. In der Statistik zählen sie
dann als obdachlos. Meist leben sie aber de facto weiter in den
Gemeinschaftsunterkünften.
So ist auch die Verdreifachung der Zahl derer zu
erklären, die in städtischer Obhut sind: Flüchtlinge werden
ausschließlich kommunal untergebracht.
Fiftyfifty: Wohnungsnot betrifft Flüchtlinge und Obdachlose
Die stark gestiegenen Zahlen sollten ein
Warnsignal für die Sozial- und Wohnungsbaupolitik in Düsseldorf und ganz
Deutschland sein, findet Julia von Lindern, Sozialarbeiterin bei der
Obdachlosen-Hilfsorganisation Fiftyfifty. „Es fehlt insgesamt an
sozialem Wohnraum“, sagt sie. „Ob für Wohnungslose, Geflüchtete oder
einfach die Krankenschwester oder den Polizisten – in Düsseldorf gibt es
nicht genug bezahlbare Wohnungen.“ Fiftyfifty engagiere sich zwar
vornehmlich für Obdachlose, nicht für Flüchtlinge. „Zwischen diesen
beiden Gruppen gibt es aber keine Konkurrenz, sondern beide sind – was
die Wohnungssuche angeht – in Not.“ Bei Obdachlosen komme in der Regel
noch weiterer Hilfsbedarf hinzu, etwa durch eine Suchtkrankheit oder
fortgesetzte Arbeitslosigkeit.
Von Lindern warnt davor, das Warnsignal zu
überhören. Sie verweist auf die Situation nach der EU-Osterweiterung
2004. „Damals kamen viele Polen nach Deutschland, die hier wider
Erwarten keine Arbeit fanden und so wohnungslos wurden“, sagt sie. „In
der Folge verelendeten diese Menschen und wurden dauerhaft obdachlos.“
Es liege bei der Politik zu verhindern, dass ein ähnliches Schicksal
auch den Geflüchteten drohe, die seit 2015 nach Deutschland gekommen
seien.
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-obdachlosenzahl...